Gefährliche Erreger im Trinkwasser: Worauf sollte man achten?

Das raten unsere Wasserexperten Tanja Ehret, Dr. Matthias Brück und Dr. Wolfgang Schwarz

In Deutschland ist die Trinkwasserqualität sehr hoch, doch auch bei uns kann es zu Fällen kommen in denen Keimbelastungen im Trinkwasser auftreten. Insbesondere in öffentlichen Gebäuden besteht ein erhöhtes Risiko für Verunreinigungen. Gerade in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Kindergärten und andere Fürsorgeeinrichtungen sollte deshalb der Trinkwasserhygiene eine besondere Aufmerksamkeit zu kommen.

„Das Thema Patientensicherheit rückt in Gesundheitseinrichtungen vermehrt in den Fokus“, betont unsere Expertin Tanja Ehret, Gründerin und Chefredakteurin des CareTRIALOG. „Laut einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2015 haben zwei von drei Bundesbürgern Angst vor einer Ansteckung mit multiresistenten Erregern in Krankenhäusern. Damit sehen sich Krankenhäuser, Pflegeheime und andere Gesundheitseinrichtungen darin bestätigt, ihre Hygienestandards stets zu verbessern und auf einem hohen Niveau zu halten“

Doch auf welche Krankheitserreger aus der Wasserleitung sollte man wie achten? Hier eine Übersicht unserer Experten:

Escherichia coli

Dieses Bakterium, welches umgangssprachlich auch als Kolibakterium bezeichnet wird, ist in der menschlichen und tierischen Darmflora beheimatet. Normalerweise sind Escherichia coli Bakterien ungefährlich und helfen sogar bei der Verdauung, einzelne Stämme (ETEC oder EHEC) können jedoch zu Erkrankungen beim Menschen führen. Dabei sind meist das Trinkwasser als auch Lebensmittel der Übertragungsweg. Die Folgen einer Infektion reichen von Durchfällen, Blinddarmentzündungen bis hin zum gefährlichen Gasser-Syndrom (auch bekannt als hämolytisch-urämische Syndrom HUS).

Enterokokken

Auch dieses Bakterium ist bei uns im Darm beheimatet und in der Regel ungefährlich. Bestimmte Enterokokken-Stämme können jedoch zum Teil schwere Infektionen beim Menschen auslösen. Enterokokken sind vor allem Auslöser von nosokomialen Infektionen, Harnwegsinfekten oder einer Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut). Da die Bakterien besonders lebensfähig im Wasser sind, ist auch hier das Trinkwasser ein zentraler Übertragungsweg.

Legionellen

Legionellen sind bewegliche Stäbchenbakterien, die in geringer Konzentration in Oberflächengewässern und im Grundwasser vorkommen. Die Bakterien bevorzugen Wassertemperaturen von 20 bis 50 Grad Celsius, weshalb insbesondere Warmwasser-Systeme von Ausbrüchen betroffen sind. Die Übertragung erfolgt häufig nicht über das getrunkene Wasser, sondern über den Wasserdampf, welcher eingeatmet wird. Somit stellen vor allem Duschen aber auch Klimaanlagen ein Risiko für die Übertragung dar. Beim Menschen können Legionellen unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen, welche teilweise einen tödlichen Verlauf nehmen können. Zu den bekanntesten Krankheitsbildern zählen die sogenannte Legionärskrankheit (eine schwere Lungenentzündung) und das Pontiac-Fieber. Legionellen-Infektionen werden häufig nicht als solche erkannt, da die Symptome einer Lungenentzündung gleichen und der Patient zunächst auf die gängigen Erreger untersucht wird.

Pseudomonaden

Die Gruppe der Pseudomonaden sind stäbchenförmige Bakterien, welche sich über polare Geißeln aktiv bewegen können. Die Bakterien bevorzugen kälteres Wasser in unzureichend durchströmten oder defekten Leitungssystemen. Einzelne Mitglieder dieser Bakterienfamilie weisen Resistenzen gegen Antibiotika auf und sind somit besonders gefährlich. Die Bakterien können speziell für Personen, deren Immunsystem bereits geschwächt ist, zur Gefahr werden. Die Folgen einer Infektion mit den Keimen können Lungenentzündungen, Wundinfektionen oder Harnwegsinfektionen umfassen.

„Der Erregergruppe der Pseudomonaden als typische Kaltwasserkeime wurde bisher durch den Gesetzgeber recht wenig Beachtung geschenkt“, erklärt Wasserexperte Dr. Matthias Brück. „Das zeigt sich unter anderem in der starken Fokussierung der aktuellen Trinkwasserverordnung allein auf die Legionellenprüfung bei der Trinkwasseruntersuchung. Doch inzwischen hat deren Verbreitung so rasant zugenommen, dass der Gesetzgeber hier bald möglichst nachziehen sollte. Hauptursache für die Verbreitung der Pseudomonaden liegt in der immer häufiger zu beobachtenden zu hohen Umlauftemperatur des Kaltwassers, verursacht durch erheblich zu hoch eingestellte Warmwasserumlauftemperaturen bei schlechter Isolation der Warmwasserstränge und zu geringem Wasseraustausch.“

Noroviren

Noroviren sind eine der Hauptursachen für Durchfallerkrankungen (Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis) in Deutschland. Insbesondere in Fürsorgeeinrichtungen wird immer wieder von raschen Infektionsausbrüchen berichtet. Die Viren weisen eine sehr hohe Infektiosität auf, wodurch bereits ein geringer Kontakt mit dem Erreger zur Erkrankung führen kann. In den meisten Fällen erfolgt die Übertragung über Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch oder die Berührung von kontaminierten Oberflächen. Aber auch Lebensmittel und verunreinigtes Trinkwasser können zur Übertragung führen.Für alle genannten Erreger gilt: die Dosis macht das Gift. Ein einzelner Erreger im Trinkwasser führt noch nicht zu einer Erkrankung, sondern wird meist durch das Immunsystem abgewehrt. Jedoch gerade bei Kleinkindern, älteren und immungeschwächten Menschen ist dieser Schutz nicht im gleichen Maße gegeben wie bei gesunden Menschen.

„Daher kommt es neben einer meisterhaften Installation der Trinkwasseranlagen, in Zukunft verstärkt darauf an, solche Installationen regelmäßig vom SHK-Innungsfachbetrieb warten zu lassen. Wartungsintervalle, Hygienepläne und der richtige Betrieb der Anlage müssen eingehalten werden, um möglichen Schäden für die oben genannten Personengruppen vorzubeugen“, sagt Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK Bayern und Experte für Trinkwasser- und Ressourcenschutz sowie Energieeffizienz, energetische Gebäudesanierung und Energiewende.

 


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