Anneke Kim Sarnau im Interview mit CareTRIALOG über ihren neuen Film und Krankenhaushygiene

Anneke Kim Sarnau lebt mit ihrem Lebensgefährten und ihren zwei Kindern (3 und 6) in Berlin. Bekannt ist sie durch ihre Rolle als Ermittlerin Katrin König im Rostocker „Polizeiruf 110“ an der Seite von Charlie Hübner alias Alexander Bukow.

„Es ist absurd, dass der Ort, der Menschen helfen soll, eine Gefahr für sie darstellt.“, sagt die Schauspielerin im Interview mit CareTRIALOG, dem Pflegenetzwerk im Internet, das von unserer Partner für Wasser-Expertin Tanja Ehret initiiert wurde.

Wie haben Sie sich auf die Rolle der OP-Schwester Franziska im Medizin-Thriller ‘Götter in Weiß’ vorbereitet?

Ich habe mich weniger mit dem Krankenhausalltag beschäftigt, sondern eher mit dem Emotionalen. Ich finde es immer spannend, die Menschen, die ich spiele, auf ihrer emotionalen Ebene zu erfassen.

Und wie tun Sie das?

Ich mache das mit einem Coach. Mit ihm zusammen versuche ich nachvollziehen, warum eine Figur wie Franziska so und so handelt. Und wenn ich das nicht verstehen kann, versuche ich, Vergleiche zu finden, um es besser darstellen zu können.

Hilfreich ist zur Vorbereitung oft, dass ich die Figuren um meine Rolle herum aufstelle – wie eine Familienaufstellung – je nach meiner Beziehung zu jedem einzelnen. So gehe ich zum Beispiel gerne beim Polizeiruf vor. Denn so kriege ich sofort eine Haltung zu den Figuren und empfinde auch sofort etwas, das ich spielen kann.
Mit Hilfe meines Coaches Frank Betzelt habe ich auch gelernt, intensive Körperarbeit zu machen. So schaffe ich es zum Beispiel zwischen Dreh und Umbaupausen nicht die ganze Zeit auf höchstem emotionalen Level zu bleiben, sondern auch einmal loszulassen. So werde ich leer wie ein Gefäß, das sich dann erneut füllen kann und mich in die Lage versetzt, wieder gewisse emotionale Zustände hinzubekommen.

Für die Rolle in „Götter in Weiß“ haben Sie auch zuerst eine Aufstellungsarbeit gemacht?

Nein – dafür sind wir in eine Art Psychoreise gegangen und haben bestimmte Grundpfeiler der Figur Franziska geklärt. Zum Beispiel haben wir gefragt: Wo kommt die Frau her? Wer ist sie? Wie lebt sie? Was ist ihre Biographie? Wie ist sie groß geworden? Was hat sie für einen Background? Das formt immer mehr die Figur.

Welche Konflikte sind das für die OP-Schwester?

Naja – zum Beispiel, dass sie als alleinerziehende Mutter überlegt, was passiert, wenn sie das mit den Krankenhausviren auffliegen lässt. Besteht eventuell die  Gefahr, dass die Klinik geschlossen wird und neben ihr auch alle anderen den Job verlieren? Damit würde sie sich und ihrem Sohn die Existenzgrundlage entziehen und mit Hartz IV leben müssen. Wenn ich mir diese Umstände und Gedanken klar mache, wird es für auch mich nachvollziehbarer, wie diese OP-Schwester handelt.

Stichwort Krankenhaus-Keime – machen die Ihnen persönlich Angst?

Irgendwie schon, obwohl ich mich jetzt nicht permanent ängstigen möchte. Eigentlich macht es mich eher wütend, weil ich es so ignorant und dumm finde, dass der Ort, der den Menschen helfen soll, eine Gefahr für sie darstellt. Mir war vor den Dreharbeiten zwar klar, dass es multiresistente Keime gibt und dass Antibiotika nicht funktionieren, deshalb nehme ich seit 20 Jahren auch keine Antibiotika, es sei denn, es ist ein Riesennotfall. Aber so richtig bewusst war mir das alles trotzdem nicht.

Haben Sie denn nichts vom dem Riesenskandal in der Neugeborenen-Station in Bremen mitbekommen. Hatten Sie da keine Angst, als sie entbunden haben?

Nein –  da gab’s ganz andere Dinge, mit denen ich mich damals auseinandersetzen mussteDa habe ich mich weniger mit Keimen beschäftigt. Und der Bremen-Skandal kam auch erst später heraus. Zum Glück… Mir war damals nicht klar, dass jede vierte Klinik in Deutschland die Hygiene-Vorschriften nicht erfüllt. Und Berlin ist sogar noch trauriger Spitzenreiter.

Sie reagieren also eher wütend als ängstlich?

Ich bin auch ängstlich und ich bin auf jeden Fall auch anfällig für die mediale Angstmache, werde dann aber auch gleichzeitig sauer, weil ich denke, was soll der ganze Mist? Es hilft mir ja auch nicht, dass ich Angst habe. Dann suche ich doch lieber nach Möglichkeiten, wie ich gut damit umgehen kann. Man kann ja in einem Bericht die Fakten nennen, sollte dann aber auch Maßnahmen vorschlagen, wie man das Ganze in den Griff bekommt oder welche Alternativen möglich wären.

Themawechsel: Wo sehen Sie sich im Alter? Oder anders gefragt – schöner älter werden, was verbinden Sie damit ganz persönlich?
Ein Mehr bei mir ankommen. Meine eigenen Wahrheiten leben. Den Anderen akzeptieren.

Eigene Wahrheiten leben – was verstehen Sie darunter?

Nicht zu versuchen, es allen anderen Recht zu machen oder so zu sein, sich so anzuziehen oder so zu leben, wie man glaubt, dass andere Menschen es schätzen. Sondern authentisch zu sein oder zumindest dahin zu kommen.

Sind Sie nicht schon relativ authentisch?

Auf einer Ebene vielleicht, aber auf einer anderen Ebene, glaube ich, noch nicht. Da bin ich erst auf dem Weg. Zum Beispiel möchte ich Dingen nicht mehr so hinterher jagen. Das frisst nur Zeit. Und die Zeit wird so knapp. Ich hadere immer mehr damit, wie und wo meine Kinder aufwachsen sollen. Was sollen die kennen lernen? Was sollen die für sich ausprobieren können? Und wo ist das am besten gewährleistet?

Wo denn?

Ich hadere zwischen Land und Stadt. In der Stadt gibt es natürlich die tolleren Schulen, die man zum Teil aber auch bezahlen muss. Auf dem Land ist die Schule dann eben, wie sie schon vor 30 Jahren war, aber dafür können meine Kinder dann nachmittags im Garten herumrennen. Und durchs Dorf laufen. Und müssen nicht Angst haben, überfahren zu werden. Und da können sie sich auf anderen Ebenen ausprobieren, sich bewegen.

Kennen Sie eine ältere Frau, von der Sie sagen – so könnte ich mir das auch vorstellen?

Ja – ich arbeite gerade mit Hildegard Schmahl zusammen. Die lebt in einem Haus in Övelgönne in Hamburg, wo sie jeden Tag 110 Stufen hoch- und runtergehen muss. Diese Frau ist so fit. Mit ihr haben wir gerade in Rostock gedreht und sie hat ihre eigenen Stunts sogar selbst gemacht.

Sie beobachte ich und finde sie so authentisch und schön. Ich mag, dass sie ihre Haare so weiß lässt wie sie sind. Und so strahlt und so wach ist. So eine schöne Frau…

All das ist etwas für mich, was ich mir sehr wünsche. So sein zu können, wenn ich älter bin. Eine solidarische Frau, die ein Bewusstsein dafür hat, welche Wege alle gehen müssen und dass die alle nicht so easy sind. Dass alle hadern und zaudern und sich im Prinzip alle das Gleiche wünschen. Und dass man da solidarisch ist. Miteinander. Vor allem unter Frauen. So eine Frau ist das. Und das finde ich ganz toll. Madeleine Albright hat mal gesagt: Es gibt einen ganz besonderen Platz in der Hölle für Frauen, die nicht solidarisch mit anderen Frauen sind. Und das ist, finde ich, ein super Zitat.

Solidarisch sein – das ist im Film-Business sicherlich auch nicht immer leicht oder?

Ich treffe oft auf nette Frauen – zum Beispiel Claudia (Anm.: Michelsen) – wir stehen uns zum Beispiel gar nicht im Weg. Haben gar keine Konkurrenz. Und haben Respekt dafür, was jede wuppen muss als Mutter von Kindern. Als Mensch, der Geld verdienen muss, aber nie eine Garantie dafür hat.

Können Sie manchmal auch mit ihrem Mann zusammen arbeiten – er ist doch Oberbeleuchter beim Film oder?

Leider arbeiten wir nicht so oft zusammen. Aber jetzt werden wir mal ein gemeinsames Projekt angehen. Wir haben nämlich aus einem jugendlichen Leichtsinn heraus eine Serie konzipiert und Förderung dafür beantragt, die wir dann auch bekommen haben. Und jetzt müssen wir das Ding irgendwie umsetzen.

Eine Serie mit welchem groben Thema?

Drei Menschen geraten in ein anderes Leben. Freiwillig oder halbfreiwillig. Und sind totale Outsider. Sie fangen an, in einem Supermarkt in Brandenburg zu arbeiten. Mal gucken, wie es wird. Es soll sehr lustig werden, aber wenn wir Pech haben, wird es überhaupt nicht lustig. Ist nämlich gar nicht so einfach, komisch zu sein. Aber das Gute ist, dass all unsere Freunde sagen, dass sie mitmachen.

Medizinthriller „Götter in Weiß“
Sendetermin: Mittwoch, 15. November, 20.15 Uhr, Das Erste

Das teilweise lebensbedrohliche Hygiene-Problem an deutschen Krankenhäusern ist Stoff für den NDR Medizinthriller „Götter in Weiß“. Claudia Michelsen stellt darin die Chirurgin Dr. Anna Hellberg dar, die erfährt, dass sich an ihrer Klinik lebensbedrohliche Vorkommnisse häufen, die aber offenbar vertuscht werden. Je mehr unangenehme Wahrheiten sie aufdeckt, desto stärker wird sie isoliert und angefeindet. An ihrer Seite spielt Anneke Kim Sarnau eine OP-Schwester.


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