Im Sonderheft Sanitärjournal Installationstechnik 2024, Seiten 4 ff. hatten die Partner für Wasser Gelegenheit, zum Thema „Trinkwassergüte und PFAS“ zu schreiben. Wir danken ausdrücklich der Heizungs-Journal Verlags-GmbH für das Angebot, diesen Beitrag auch auf der Web-Seite der PfW veröffentlichen zu dürfen.
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Trinkwassergüte und PFAS Sanitärjournal (Volltext als PDF)
Die ersten zehn Statements liegen vor. Unsere Gründer, Partner sowie Mitglieder des Beirats schildern ihren Bezug zur Trinkwasserhygiene. Aber es geht auch um die Organisation, die sich einer optimalen Trinkwasserqualität insbesondere in Einrichtungen der gesundheitlichen Daseinsvorsorge verschrieben hat.
Dr.-Ing. Mandana Banedj-Schafii, Udo Sonnenberg, Horst Träger v.l.
Die Partner für Wasser setzen die Reihe „Trinkwasserhygiene-Dialog“ fort. Heute (1.3.) diskutierten Dr.-Ing. Mandana Banedj-Schafii – Bauingenieurin, TGA-Expertin und Unternehmerin – Horst Träger – Krankenhausexperte und Präsident der Fachvereinigung Krankenhaustechnik (FKT) – mit Udo Sonnenberg, der den Verband leitet, zum Thema Nachhaltigkeitsaspekte in Einrichtungen der gesundheitlichen Daseinsvorsorge.
Es ging und geht um Sensibilisierung. Wie können alle miteinander den Blick schärfen und sich bewusst machen, was vereinfacht, verbessert und mit Blick auf die Ressourcenverbräuche effizienter gemacht werden kann? Viele einzelne Teilbereich in komplexen Gebäuden wie Gesundheitseinrichtungen zu einem „Gedankengebäude“ zusammenfassen, das ist eine der kommunikativen Herausforderungen. Alles greift in einander und darum braucht Nachhaltigkeit eine möglichst „globale“ Betrachtungsweise.
Machen Sie sich selbst ein Bild und hören/schauen Sie rein in die Aufzeichnung.
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Das Sanitärunternehmen Geberit hat eine Umfrage zum Thema Hygiene veröffentlicht mit dem Titel “Wie halten Sie es mit der Hygiene?” Es wurden im Rahmen einer Forsa-Umfrage (Erhebungszeitraum: April 2021) 1.002 Personen befragt: Das Ergebnis: Fast allen, nämlich 96 Prozent, ist eine gute und regelmäßige persönliche Körperhygiene und -pflege äußerst wichtig.
Wie die Umfrage weiter ergab, spielt das Thema Wasser bei der Körperpflege eine wichtige Rolle – auch bei der Intimreinigung. So geben 78 Prozent der Befragten an, den Intimbereich mindestens einmal täglich gründlich mit Wasser zu reinigen, fast jeder Fünfte sogar mehrmals am Tag. Wie Mediziner immer wieder bestätigen, ist klares Wasser für diese empfindliche Körperregion bestens geeignet. Dass die Reinigung mit Wasser die hautfreundlichste Methode ist, setzt sich immer mehr durch und wird von 45 Prozent der Befragten geteilt – mit einem höheren Anteil bei Frauen.
Das Thema Wasser gewinnt auch bei der Toilettennutzung immer mehr an Bedeutung und steigert die Akzeptanz von Dusch-WCs.
Der Anspruch, der an die regelmäßige persönliche Körperhygiene gestellt wird, entspricht außerdem auch den Erwartungen an die Sauberkeit der Umgebung. So wünschen sich 97 Prozent der Befragten eine saubere Toilette und legen großen bis sehr großen Wert auf deren regelmäßige Reinigung.
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UBA-Kollisionsregel Trinkwasserverordnung und Gebäudeenergiegesetz
Klarstellung für Betreiber, Bauherren, Planer, Installateure und den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)
- Die Trinkwasserkommission stellt klar: Temperatur von erwärmtem Trinkwasser hat Einfluss auf die Vermehrung von Legionellen und anderen Mikroorganismen
- Trinkwassererwärmer in Großanlagen müssen Trinkwasserabgabe dauerhaft mit 60 Grad Celsius einhalten können (§ 3 Nr. 12, Trinkwasserverordnung – TrinkwV)
- Im gesamten Zirkulationssystem darf die Temperatur von Warmwasser 55 Grad Celsius nicht unterschreiten
- Trinkwasserinstallationen für die Gewinnung, Aufbereitung oder Verteilung von Trinkwasser sind nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu planen, zu bauen und zu betreiben
- Schutz der menschlichen Gesundheit steht eindeutig über der Intention zur Energieeinsparung (gemäß § 10 Absatz 3 GEG).
- Gemäß Trinkwasserverordnung ist der Unternehmer oder sonstige Inhaber (UsI) verantwortlich für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen in den Trinkwasser-Installationen (§ 4 TrinkwV)
Relevanz für die TGA-Branche:
Der Gebäudebestand gehört zu den größten Primärenergieverbrauchern. Energie wird in erster Linie zum Heizen, Kühlen und zur Warmwasseraufbereitung benötigt. Dieser enorme Energieverbrauch – vom Erstellen eines Gebäudes ist hier gar nicht die Rede – ist eine Herausforderung für die nachhaltige Gestaltung des Immobilienmarktes. Einige Zielsetzungen dafür sollen mit der Neufassung des Gebäudeenergiegesetzes erreicht werden. Die zum 01.11.2020 in Kraft getretene “zusammenfassende” Regelung umfasst das bisherige Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG).
Das Gesetz hebt die Bedeutung des Gebäudesektors für die Klimaschutzgesetzgebung hervor. Das wiederum hat das Umweltbundesamt zu der hier diskutierten Klarstellung bzw. Kollisionsregel zwischen Klimaschutz und Trinkwasserhygiene und damit Gesundheitsschutz veranlasst. Die optimale Trinkwasserhygiene in Gebäuden hat absoluten Vorrang. Energieeinsparung ist für alle Beteiligten – vom Bauherrn über die Planer bis hin zum Betreiber einer Immobilie – wichtig, weil es am Ende auch um Kosten geht. Es wird jedoch ganz klar betont, dass der Gesundheitsschutz der Menschen vorgeht. Diesen Punkt gilt es immer wieder herauszustellen und nicht die Regulierungen gegeneinander auszuspielen. Hier ist gerade die Technische Gebäudeausrüstungs-Branche (TGA) gefordert, sich klar auch gegenüber der Politik zu positionieren. Wie wichtig der Gesundheitsschutz ist, wird insbesondere in der andauernden Pandemie deutlich.
Gesetz zur Vereinheitlichung des Energieeinsparrechts für Gebäude (GEG), Bgbl. Teil I Nr. 37 vom 13.08.2020: Link
Trinkwasserverordnung (TrinkwV): Link
Quelle: Positionspapier/Kollisionsregel Umweltbundesamt (UBA) vom Dezember 2020 (PDF, 3 S.): Link
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Die Kommission ist beim Robert-Koch-Institut (RKI) angesiedelt. In diesem Dokument werden Anforderungen an die Infektionsprävention bei der medizinischen Versorgung von immunsupprimierten (z.B. transplantierten) Patienten festgelegt.
Ein Teil dieser Empfehlung, die im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht wird, lautet unter Punkt 2.1.14.2. Die Versorgung mit Trinkwasser (bzw. Mineralwasser aus original verschlossenen Flaschen). Hierzu lautet die Kommissionsempfehlung: Wenn die Wasserqualität nicht durch andere Maßnahmen gewährleistet ist.
in hämato-onkologischen Stationen und anderen Stationen, die hochgradig immunsupprimierte Patienten behandeln, insbesondere in den Patientenzimmern endständige Bakterienfilter einzusetzen [223, 226, 233–237] (Kat. II). Dabei ist sicherzustellen, dass es nicht durch eine Kontamination der Filter von außen zu einer Übertragung von Erregern kommt, deren nosokomiale Transmission durch den Filter verhindert werden soll
In 2.1.15. heißt es zu den Anforderungen an die Hygiene bei Umbaumaßnahmen und Abrissarbeiten: Nach jeder Maßnahme am Trinkwassersystem, die potenziell zu einer Stagnation oder Kontamination führen kann, oder Perioden der längeren Nichtnutzung eine Kontrolle des Trinkwassers gemäß TrinkwV bzw. auf Legionellen und P. aeruginosa durchzuführen, bevor Patienten dem Trinkwasser exponiert werden.
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Die Corona-Pandemie hat uns eine neue Vokabel beigebracht: „Lockdown“. In der Konsequenz war diese „zeitweilige Betriebsunterbrechung“ für viele Betriebe und Einrichtungen mit einer mehr oder weniger länger andauernden Stilllegung der Trinkwasserinstallation verbunden: keine Nutzer im Gebäude = keine Trinkwasserabnahme.
Die hygienischen Probleme von stehendem Wasser, auch in einer vermeintlich sauberen Rohrleitungs-Installation, sind den Trinkwasser-Spezialisten hinlänglich bekannt, aber den wenigsten Betreibern bzw. Nutzern von Trinkwasserinstallationen bewusst.
Der DVQST e.V. als im Jahre 2020 neu gegründeter Verein der qualifizierten Sachverständigen für Trinkwasserhygiene hat dieses Thema dankenswerterweise bereits in einer frühen Phase der Corona-Pandemie aufgegriffen und allen von dem Thema Trinkwasserhygiene betroffenen Nutzern erneut ins Bewusstsein gerufen.
Nach diversen Fachinformationen und Veröffentlichungen des DVQST ist nun aus diesen Aktivitäten in gemeinsamer Arbeit mit dem VDI die Technische Regel 3810 Blatt 2.1:2020-12 („Betreiben und Instandhalten von Gebäuden und gebäudetechnischen Anlagen – Trinkwasser-Installationen – Außerbetriebnahme und Wiederinbetriebnahme“) entstanden, die ab sofort über den Beuth-Verlag erworben werden kann.
Hier werden allen Betreibern die Grundlagen eines hygienischen Betriebs von Trinkwasser-Installationen nochmals en Detail vor Augen geführt und es wird, den Gegebenheiten der Corona-Pandemie geschuldet, detailliert auf das technisch und hygienisch korrekte Vorgehen bei einer längeren Stilllegung wie auch der Wiederinbetriebnahme solcher Anlagen eingegangen.
Autor: Dr. Matthias Brück, Technische Beratung & Produkt-Service, Mitglied im Expertenbeirat der PfW
Die Corona-Pandemie macht eines ganz deutlich: Hygiene in allen Bereichen, hat oberste Priorität. Das gilt für den Umgang der Menschen untereinander im öffentlichen Raum. Das gilt und galt schon immer im Umgang mit Lebensmitteln – gerade in der Gastronomie. Und das gilt mit Blick auf das Trinkwasser, unserem wichtigsten Lebensmittel zu aller erst.
Die Erreger von Krankheiten haben leichtes Spiel, wenn Hygieneregeln nicht beachtet werden. In den frühen Zeiten der Industrialisierung, wo Menschen und Tiere begannen, auf engstem Raum zusammenzuleben, grassierten Krankheiten mit oft tödlichem Ausgang: Cholera, Typhus, Tuberkulose und vieles mehr. Menschen steckten sich rasch durch Ausscheidungen aller Art an, weil diese nicht „sauber“ und unter Einhaltung von Hygienemindestregeln entsorgt wurden. Diesen Zusammenhang von Armut, Krankheit und damit Nährboden für Erreger konnten wir zum Glück größtenteils hinter uns lassen.
Das Prinzip „Krankheitserregerübertragung durch Flüssigkeit“ aber wird bleiben. Zwei Menschen unterhalten sich und durch Aerosole aus Speichel erfolgt dann die Infektion. Aerosole sind unsere täglicher Begleiter: Kleinste Wasserpartikel, die z.B. vom Wasserhahn beim Einschenken eines Glases Wasser abgesprüht werden. Aerosole werden von Klimaanlagen freigesetzt. Oder Aerosole entstehen durch die Munddusche beim Zahnarzt. Seit Monaten wird über dieses Thema breit diskutiert.
Das Corona-Virus hat zweifelsohne dazu beigetragen: Es entsteht eine anderes, ein neues Hygiene-Bewusstsein. Diese neue Sensibilität überträgt sich auch auf den Umgang mit Trinkwasser. Insbesondere im Healthcare-Sektor, der einerseits durch die Vielzahl von Covid-19 Erkrankten herausgefordert wurde und wird. Andererseits handelt es sich bei den Einrichtungen der öffentlichen Gesundheitsdaseinsvorsorge um große, komplexe Gebäude mit viel Technik und vielen Einfallstoren für Krankheiten. Ironischerweise sind diejenigen, die sich im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung aufhalten, per se schon geschwächt – entweder krank oder alt, oder sogar beides.
In solchen Einrichtungen spielen darum Wasserthemen eine sehr große Rolle: Wasser wird z.T. in absoluter Reinheit benötigt. Es gibt viele unterschiedliche Entnahmestellen in einem solchen Haus. Nutzwässer bedürfen ebenfalls der besonderen Behandlung. Sie können nicht wie normales Abwasser behandelt werden. Wasserhygiene ist im Gesundheitsbereich folglich oberstes Gebot.
Das wiederum führt unmittelbar zum Zustand der Trinkwasserinstallation, über die die Versorgung läuft. Dieses komplexe System mit Pumpen, Leitungen, Armaturen, Druckausgleichsanlagen, Warmwasseraufbereitungen etc. muss einwandfrei funktionieren, damit das dreifache Grundgesetz für Wasser eingehalten werden kann: Kaltes Wasser muss kalt bleiben, warmes Wasser muss warm bleiben und Wasser muss fließen.
Das Thema „Wasser in Bewegung“ ist natürlich gerade jetzt, wo nach der Hochphase der Corona-Einschränkungen viele Gebäude vom Bürohochhaus, über die Gastronomie bis hin zu den Schulen und Sporteinrichtungen wieder hochgefahren werden, besonders wichtig. Über Wochen und Monate stand das Wasser. Stehendes Wasser neigt bei entsprechender Temperatur innerhalb weniger Tage dazu, gefährliche Biofilme auszubilden. Ohne entsprechende Reinigung bleiben diese in den Leitungen und breiten sich dort weiter aus.
Die Schulen sind nach wie vor besonders in den Blick zu nehmen: Nach langer Corona-Zwangspause geht es fast nathlos über in die großen Ferien mit weiteren Wochen des betrieblichen Stillstands. Noch nie waren Schulen in Deutschland so lange außer Betrieb. Diese Dinge müssen Anlagenbetreiber verstärkt im Blick behalten. Im Falle einer Havarie können sie persönlich haftbar gemacht werden. Wer die Nutzer seiner Einrichtung und sich selbst schützen will, achtet folglich auf höchste Hygienestandards – ein Zuviel ist hier fast nicht möglich!
v.l.: Joachim Stücke, Christian Zehetgruber, Frank Oesterhelweg MdL, Martin Bäumer MdL, Dr. Frank Schmädeke MdL, Axel Miesner MdL und Udo Sonnenberg
Die Partner für Wasser setzen ihre Gespräche in den Ländern fort: Nach Vor-Ort-Terminen in Stuttgart (2018) und Nordrhein-Westfalen (Anfang 2019) kam es heute zu einem weiteren Treffen mit Landtagsabgeordneten der CDU in Niedersachsen. In Stuttgart wurde ein Entschließungsantrag ins Parlament eingebracht. Zwischenzeitlich liegen weitere parlamentarische Antworten aus Mecklenburg-Vorpommern und aus Hessen vor.
Mit den Parlamentariern in Niedersachsen haben wir diskutiert, was getan werden kann, damit eine mangelnde Trinkwasserhygiene in öffentlichen Gebäuden der Daseinsvorsorge (Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Schulen, Sportstätten etc.) nicht zu schwerwiegenden Schäden an Leib und Leben führt. Es geht nicht darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Aber eine vernünftige Datenlage wäre schon ein Anfang. Danach käme die gründliche Analyse und dann sollte man über entsprechende Maßnahmen diskutieren. Wir freuen uns, diesen Dialog gemeinsam in Gang zu setzen, um mittel- und langfristig die Trinkwasserqualität im Healthcare-Sektor entscheidend zu verbessern.