Seit heute in Kraft: EnSikuMaV | ab 1.10.: EnSimiMaV

Foto: Pixabay.de Pezibear

Seit heute ist eine besondere Ausprägung der Energieeinsparverordnung in Kraft getreten. Sie hat aber mit der Energieeinsparverordnung im klass. Sinne (EnEV – gehört ins Baurecht) nichts direkt zu tun. Vielmehr geht es um eine Verordnungsermächtigung im Energiesicherungsgesetz. Die Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung – EnSikuMaV gilt bis zum 28.02.2023. Ab dem 01.10.2023 folgt dann die Mittelfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung –
EnSimiMaV, die  für insgesamt zwei Jahre, bis zum 30.09.2024 gilt. Beide Verordnungen haben ein konkretes Ziel: Energie einsparen. Wo es um (Wärme-)Energie geht, ist (Warm-)Wasser nicht weit. So beschäftigen sich beide Schriftstücke mit diesem Thema.

Trinkwasserinstallation in öffentlichen Gebäuden

Die EnSikuMaV nennt in § 7 „Trinkwassererwärmungsanlagen in öffentlichen Nichtwohngebäuden„. Im Absatz 2 heißt es konkret: „Die Warmwassertemperaturen sind in zentralen Trinkwassererwärmungsanlagen auf das Niveau zu beschränken, das nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik erforderlich ist, um ein Gesundheitsrisiko durch Legionellen in der Trinkwasser-Installation zu vermeiden.“ Das ist aus hygienischer Sicht zu begrüßen. Ausdrücklich ausgenommen sind darüber hinaus Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Kindertagesstätten/Schulen etc.

Quelle BMWK: EnSikuMaVEnSimiMaV

PfW-Web-Talk: Trinkwasserverordnung + Water-Safety-Plan

In einer weiteren Ausgabe unseres Live-Web-Talks haben Anina Schuh und Udo Sonnenberg heute einige regulatorische Hintergründe zum Thema Trinkwasserhygiene diskutiert und aufgezeigt. Mit Blick auf die Umsetzungsfrist für die novellierte EU-Trinkwasserrichtlinie in nationales Recht, die im Januar 2023 endet, ging es auch um die Einführung einer Risikobewertung und den damit im Zusammenhang stehenden Water-Safety-Plan (WSP). Schauen/hören Sie selbst (für Eilige: bitte bis 1:30 „vorspulen“):

Link

Zitate Metaanalyse Trinkwasserhygiene im Healthcare-Sektor

Die Partner für Wasser (PfW) haben in einer weiteren Online-Pressekonferenz die Ergebnisse einer Metaanalyse vorgestellt. Die Metaanalyse bewertet die bisherigen Studien zu Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Schulen und Zahnkliniken hinsichtlich der Trinkwasserhygiene in diesen Einrichtungen. Der Zustand der Trinkwasserinstallationen in diesen Einrichtungen wird verschiedenen Perspektiven betrachtet.

Zitate, aus der Pressekonferenz, die an die Presse weitergegeben wurden:

„Hygienethemen hatten noch nie in der jüngeren Geschichte eine solch geballte Aufmerksamkeit.“

„Der Gebäudebestand in Deutschland – insbesondere hinsichtlich der Einrichtungen für die Daseinsvorsorge – profitiert nicht ausreichend von der technologischen Entwicklung bei der Trinkwasserhygiene und -installation.“

„Im Bereich der Trinkwasserhygiene herrscht in allen untersuchten Sektoren ein unaufschiebbarer Handlungsbedarf. Der Investitionsstau muss im Interesse der Gesundheit schwächerer Menschen in diesen Einrichtungen wie Kranke, Alte und Kinder dringend aufgelöst werden.“

Dr. Uwe Pöhls, I.E.S.K.

„Die Partner für Wasser sehen ihre Verantwortung darin, die Trinkwasserhygiene in Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge politisch stärker zu verankern.“

„Es geht gar nicht immer darum, neue Regulierung zu fordern. Vielmehr müssen bestehende Regeln konsequenter zur Anwendung und Kontrolle kommen.“

„Wir sind der Meinung, dass jede Einrichtung die einfachsten vier Dokumentationsgegenstände vorliegen haben muss. Das sind 1) Hygieneplan 2) Instandhaltungsplan 3) Raumbuch 4) Ausführungszeichnungen.“

Joachim Stücke, Vorsitzender Partner für Wasser

Für Berichterstattungen ist die Studie kostenfrei. Alle anderen Interessenten entrichten eine Schutzgebühr i.H. von 159 € zzgl. MwSt. Auch die vier Einzelstudien (Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Schulen und Zahnkliniken) können so bezogen werden.

Link zur Aufzeichnung der Online-PK vom 3.11.20: https://youtu.be/9H5GhBQ7HZQ

 

Hygienethemen haben Hochkonjunktur

Die Corona-Pandemie macht eines ganz deutlich: Hygiene in allen Bereichen, hat oberste Priorität. Das gilt für den Umgang der Menschen untereinander im öffentlichen Raum. Das gilt und galt schon immer im Umgang mit Lebensmitteln – gerade in der Gastronomie. Und das gilt mit Blick auf das Trinkwasser, unserem wichtigsten Lebensmittel zu aller erst.

Die Erreger von Krankheiten haben leichtes Spiel, wenn Hygieneregeln nicht beachtet werden. In den frühen Zeiten der Industrialisierung, wo Menschen und Tiere begannen, auf engstem Raum zusammenzuleben, grassierten Krankheiten mit oft tödlichem Ausgang: Cholera, Typhus, Tuberkulose und vieles mehr. Menschen steckten sich rasch durch Ausscheidungen aller Art an, weil diese nicht „sauber“ und unter Einhaltung von Hygienemindestregeln entsorgt wurden. Diesen Zusammenhang von Armut, Krankheit und damit Nährboden für Erreger konnten wir zum Glück größtenteils hinter uns lassen.

Das Prinzip „Krankheitserregerübertragung durch Flüssigkeit“ aber wird bleiben. Zwei Menschen unterhalten sich und durch Aerosole aus Speichel erfolgt dann die Infektion. Aerosole sind unsere täglicher Begleiter: Kleinste Wasserpartikel, die z.B. vom Wasserhahn beim Einschenken eines Glases Wasser abgesprüht werden. Aerosole werden von Klimaanlagen freigesetzt. Oder Aerosole entstehen durch die Munddusche beim Zahnarzt. Seit Monaten wird über dieses Thema breit diskutiert.

Das Corona-Virus hat zweifelsohne dazu beigetragen: Es entsteht eine anderes, ein neues Hygiene-Bewusstsein. Diese neue Sensibilität überträgt sich auch auf den Umgang mit Trinkwasser. Insbesondere im Healthcare-Sektor, der einerseits durch die Vielzahl von Covid-19 Erkrankten herausgefordert wurde und wird. Andererseits handelt es sich bei den Einrichtungen der öffentlichen Gesundheitsdaseinsvorsorge um große, komplexe Gebäude mit viel Technik und vielen Einfallstoren für Krankheiten. Ironischerweise sind diejenigen, die sich im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung aufhalten, per se schon geschwächt – entweder krank oder alt, oder sogar beides.

In solchen Einrichtungen spielen darum Wasserthemen eine sehr große Rolle: Wasser wird z.T. in absoluter Reinheit benötigt. Es gibt viele unterschiedliche Entnahmestellen in einem solchen Haus. Nutzwässer bedürfen ebenfalls der besonderen Behandlung. Sie können nicht wie normales Abwasser behandelt werden. Wasserhygiene ist im Gesundheitsbereich folglich oberstes Gebot.

Das wiederum führt unmittelbar zum Zustand der Trinkwasserinstallation, über die die Versorgung läuft. Dieses komplexe System mit Pumpen, Leitungen, Armaturen, Druckausgleichsanlagen, Warmwasseraufbereitungen etc. muss einwandfrei funktionieren, damit das dreifache Grundgesetz für Wasser eingehalten werden kann: Kaltes Wasser muss kalt bleiben, warmes Wasser muss warm bleiben und Wasser muss fließen.

Das Thema „Wasser in Bewegung“ ist natürlich gerade jetzt, wo nach der Hochphase der Corona-Einschränkungen viele Gebäude vom Bürohochhaus, über die Gastronomie bis hin zu den Schulen und Sporteinrichtungen wieder hochgefahren werden, besonders wichtig. Über Wochen und Monate stand das Wasser. Stehendes Wasser neigt bei entsprechender Temperatur innerhalb weniger Tage dazu, gefährliche Biofilme auszubilden. Ohne entsprechende Reinigung bleiben diese in den Leitungen und breiten sich dort weiter aus.

Die Schulen sind nach wie vor besonders in den Blick zu nehmen: Nach langer Corona-Zwangspause geht es fast nathlos über in die großen Ferien mit weiteren Wochen des betrieblichen Stillstands. Noch nie waren Schulen in Deutschland so lange außer Betrieb. Diese Dinge müssen Anlagenbetreiber verstärkt im Blick behalten. Im Falle einer Havarie können sie persönlich haftbar gemacht werden. Wer die Nutzer seiner Einrichtung und sich selbst schützen will, achtet folglich auf höchste Hygienestandards – ein Zuviel ist hier fast nicht möglich!

 

Leitungswasser vs. Mineralwasser

In 2017 berichteten wir, dass Leitungswasser als Konsumgut wieder salonfähig geworden ist. Wenn wieder mehr Wasser aus dem Hahn konsumiert wird, treten laut den Partnern für Wassern auch die Themen Trinkwasserhygiene und Wartung der Trinkwasseranlagen verstärkt auf den Plan.

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HLH-Bericht: TRINKWASSER-HYGIENE im Schulbereich

Zu diesem Beitrag unserer Partner für Wasser-Experten erschien ein Bericht in der HLH Ausgabe 06-2018.

Dr. Uwe Pöhls leitet seit 1996 das Institut für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung (I.E.S.K.) in Düsseldorf, seit 1998 in der Geschäftsführung der Kommunikationsagentur De-Media GmbH tätig mit den Arbeitsschwerpunkten Energie und Wasser und Mitglied im Expertenbeirat der Partner für Wasser e.V.

 

Dr. Matthias Brück ist als Spezialist für alle Themen rund um die Bereiche Wasser, Energie und Hygiene (Trink-, Kühl- und Prozesswasserbehandlung, nachhaltige / chemiefreie Desinfektionsverfahren, optimierte Dampferzeugung) im Regionalvertrieb der TEGEBA tätig und Mitglied im Expertenbeirat der Partner für Wasser e.V.

 

In seiner Ursprungsbedeutung bezeichnete das Wort Schule (lat. Scola bzw. griechisch  σχολή) in der Antike einen Ort der Muße oder des Müßiggangs. Zum Mittelpunkt des Lernens und der Bildung für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene. Zur Institution wurde Schule erst viel später. In Deutschland finden wir durch die „Kultushoheit“ der Bundesländer und der Verantwortung der Kommunen eine sehr bunte Vielfalt an Schulen, Schultypen, Schulformen und Bildungskonzepten vor. Allein in der Größe reicht das Spektrum von Zwergschulen mit einer Handvoll Schüler bis hin zu „Megazentren“ mit bis zu 13.500 Schülern. Allen gemeinsam ist aber, dass sie sich durch das recht enge Zusammenleben und -arbeiten von einer Vielzahl von Personen und der Teilung von Räumen und Hygieneeinrichtungen über eine erhebliche Zeit des Tages auszeichnen. Die Tatsache, dass allein auf der Spitze eines jeden unserer Finger mehr als 30 Millionen Bakterien „wohnen“,  ist von besonderer Bedeutung für die Hygiene.

Für die Sicherung der hygienischen Anforderungen tragen die Schulleitungen die Verantwortung, für die Infrastruktur die Schulträger – das sind in Deutschland ganz überwiegend die Kommunen.

In beiden Bereichen spielt die Trinkwasserhygiene eine ganz zentrale Rolle. Von daher war es naheliegend, dass der Partner für Wasser e.V.  in einer Umfrage ein Gesamtbild erheben wollte, wie es an deutschen Schulen mit der Trinkwasserhygiene steht.

Im Rahmen einer deutschlandweiten Studie wurden durch das Institut für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung 25.700 Schulen aus allen Schulformen und in allen Bundesländern zu einer Onlineumfrage eingeladen. Insgesamt beteiligten sich ca. 1.000 Schulleiter bzw. für die Trinkwasserhygiene auf Schulseite Verantwortliche an der durch das Institut für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung durchgeführten Befragung.

Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass bei der Trinkwasserhygiene an den deutschen Schulen  großer Handlungsbedarf besteht. Das ist nicht nur an die auf politischer oder administrativer Ebene Verantwortlichen adressiert, es geht natürlich ebenso die Öffentlichkeit, einschließlich aller direkt betroffenen Schüler und Erziehungsberechtigten, an. Auch für alle, auf fachlicher Ebene in diesem Bereich Tätige, zeigen sich in den Ergebnissen Ansatzpunkte, wo und wie Verbesserungen in diesem Bereich erzielt werden können, wo Probleme liegen, das erforderliche hohe Maß an Hygiene und Sicherheit zu gewährleisten, und wo erheblicher Informations- und Aufklärungsbedarf über die technischen Möglichkeiten und Standards der Trinkwasserhygiene liegen.

Wir stellen in Deutschland – wie alle entwickelten Gesellschaften – höchste Ansprüche an die Qualität unseres Bildungssystems. Zu Recht! Da sollten wir uns eigentlich auch bei der Hygiene und der Gesundheit von jungen Menschen bzw. allen Lernenden in diesen Institutionen keine anderen Maßstäbe leisten.

Alte Trinkwasseranlagen in Deutschen Schulen

An den befragten Schulen befindet sich im Hinblick auf die Trinkwasseranlagen eine Infrastruktur, die im Durchschnitt 40 Jahre alt ist. Nur etwa jede neunte Anlage ist dabei jünger als 10 Jahre, fast 40 % der Anlagen waren über 25 Jahre alt und fast jede 6. Schule gab ein Alter der Anlagen von über 50 Jahren an. Allerdings war mehr als ein Drittel der Befragten das Alter der Trinkwasseranlage nicht bekannt.  (Abb.  1: Alter Trinkwasseranlagen)

Das Alter allein sagt nur wenig über die Qualität und den Systemzustand aus. Aber auch andere Faktoren unterstützen die Annahme, dass an den befragten Schulen die bekannten und öffentlich diskutierten Infrastrukturprobleme auch im Bereich der Trinkwasseranlagen zu finden sind. So hat zwar nur jede zehnte Schule angegeben, bereits Leckagen verzeichnet zu haben, jedoch konnten fast 60% der ca. 1000 befragten Schulen keine Angaben dazu machen. Bei den Ursachen für Leckagen wurde ganz überwiegend das Material als Hauptursache angegeben. Nur etwa jede zehnte Anlage wurde in den letzten 5 Jahren saniert oder zumindest teilsaniert, in den letzten 10 Jahren nur in etwa jede sechste Anlage. Auch hier konnten 4 von 10 Schulen dazu keine Angaben machen.

Die Verantwortung für bauliche wie infrastrukturelle Maßnahmen und Belange liegt bei den Schulträgern, aber dennoch müsste im Rahmen einer Verantwortung für eine Schule auch die Informiertheit und die generelle Fürsorge für den Bereich der Trinkwasserhygiene vorausgesetzt werden können.

Eine Vielzahl von Gesetzen und Erlassen regelt in den Bundesländern die Aufgaben und Pflichten von Schulleitungen. Es kann trotz der erheblichen Unterschiede, die unser föderalistisches System produziert, davon ausgegangen werden, dass in allen Bundesländern ähnlich wie im Schulgesetz von NRW die Verantwortlichkeiten geregelt sind:

„Schulgesetz NRW § 59 Abs. 8) Die Schulleiterin oder der Schulleiter ist für die Unfallverhütung sowie

eine wirksame Erste Hilfe und für den Arbeits- und Gesundheitsschutz verantwortlich.“

Vor diesem Hintergrund ist es von erheblicher Bedeutung, dass vertiefende Fragen zur Wartung und Überwachung nur zu einem sehr geringen Teil der befragten Schulen beantwortet werden konnten.  6 von 10 Schulen konnten keine näheren Angaben machen!

Im Zusammenhang mit möglichen Hygienerisiken ist vielen Schulträgern nicht bewusst, dass diese Risiken der Trinkwasserhygiene auch bei Nutzung der Trinkwasserinstallationen außerhalb der üblichen Schulzeiten bestehen: Volkshochschulen nutzen in den Abendstunden Klassenräume für Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen, viele Vereine nutzen häufig Sporthallen und ggf. angegliederte Schwimmbäder für den Freizeitsport. Damit vergrößert sich der Nutzerkreis und damit das damit verbundene Hygiene‑ und Haftungsrisiko für den verantwortlichen Betreiber der Trinkwasserinstallation erheblich.

 

Versäumnisse in der Wartung

Aber auch unter Beachtung dieser hohen „Dunkelziffer“, hat erhebliches Gewicht, dass bei den im Rahmen dieser Studie erfassten Trinkwasseranlagen nur etwa 1% einem externen oder internen Audit unterworfen wurden. Knapp ein Drittel der befragten Schulen gab an, dass keine Audits durchgeführt werden.  (Abb 2: Audits).   Bei den wenigen Schulen, an denen Auditierungen angegeben wurden, finden diese nur bei ebenfalls einem Drittel regelmäßig statt. Ebenfalls bedenklich – vor dem Hintergrund der Risiken sogar alarmierend: Nur 5% der befragten Schulen konnten angeben, welche zusätzlichen Wasseraufbereitungsverfahren zur Gewinnung von hygienisch einwandfreiem Trinkwasser eingesetzt wurden. Und: Nur 10% der Schulen gaben an, die Wartungs- und Reinigungsintervalle strikt einzuhalten.

Ca. 5%  der befragten Schulen gab an, schon einmal ein Problem wie Legionellen oder E.coli-Bakterien gehabt zu haben. Allerdings verneinten das explizit bei dieser Frage weniger als 30%  der Befragten. Deutlich mehr als jede zweite Schule konnte dazu keine Angaben machen, über 8 Prozent gaben an, das nicht zu wissen. Also fast 2/3 aller befragten Schulen konnte oder wollte sich dazu  nicht äußern.  (Abb 2: Legionellen)

Legionellen sind in aller Regel Probleme in Warmwasserinstallationen. Solche Problemfälle werden häufig durch sehr lange, schlecht gedämmte und „historisch bedingt“ überdimensionierte Rohrleitungsstränge verursacht (Beispiel Sporthallen: oft große Entfernungen zu Warmwassererzeugung bzw. –speicher). Häufig lässt sich hier Abhilfe schaffen, indem weit entfernte und selten genutzte Abnahmestellen von der zentralen Warmwasserversorgung abgetrennt und durch dezentrale Warmwassererzeugung versorgt werden (Durchlauferhitzer).

Bedenklich ist auch, dass in über 1/3 der befragten Schulen die bereits seit vielen Jahren v.a. aus hygienischen Gründen vorgeschriebene Trennung von Löschwasser- und Trinkwasser-Installationen  (Abb. 4: Löschwasserversorgung) in der Praxis nicht umgesetzt ist, was wiederum vielen befragten Nutzern der Trinkwasserinstallationen in Schulen nicht bekannt ist.

Die gesetzlich vorgeschriebene bauseitige Trennung von Lösch- und Trinkwassersystemen liegt v.a. darin begründet, dass für Löschzwecke dimensionierte Rohrleitungen aufgrund des aus Brandschutzgründen erforderlichen Wasserdurchsatzes für den Trinkwassergebrauch stark überdimenisoniert sind. Es kommt daher nicht zu einem aus hygienischen Zwecken erforderlichen intensiven Wasseraustausch im Rohrleitungsnetz, sondern es herrscht eher Stagnation – der Nutzer genießt also häufig „abgestandenes Wasser“, in dem sich schädliche Mikroorganismen deutlich besser vermehren können als bei einem bestimmungsgemäßen Gebrauch.

Unzureichende Kommunikationsprozesse

Deutlich schwerer als diese Befunde fällt ins Gewicht, dass einige Schulen, die eine solche Problematik hatten, deutliche Defizite bei den nachfolgenden Kommunikationsprozessen konstatierten. Kritische Vorfälle, z.B. Legionellen-Vorkommnisse, wurden nicht oder erst verspätet von den zuständigen Behörden an die Schulleitungen weitergegeben. In einem Fall gab die Schulleitung an, erst durch die Medien über die Problematik informiert worden zu sein. Das passt zu anderen Anmerkungen seitens der befragten Schulen, dass neben den manifesten Infrastrukturproblemen sehr stark auch organisatorische und Kommunikationsprobleme den Bereich der Trinkwasserhygiene belasten.

Die Befunde der Studie zeigen sehr deutlich, dass bestehende Normen für die Trinkwasserhygiene in Schulen deutlicher kommuniziert und kontrolliert werden müssen, und dass erhebliche Anstrengungen und Investitionen seitens der Schulträger erforderlich sind, um die geltenden Qualitäts- und Sicherheitsansprüche zu erfüllen. Dazu bedarf es offenbar auch ganz erheblich der Beratung durch externen Fach- und Sachverstand.

In vielen Fällen sind Unterlagen und Dokumentationen der in den jeweiligen Schulen umgesetzten Trinkwasserinstallationen im Laufe der Jahre verloren gegangen oder nur noch sehr unvollständig erhalten, da die elektronische Dokumentation von Bauunterlagen in den Jahren der damaligen Bauerstellung schlichtweg nicht vorhanden war. Für den mit der Wartung der Anlage betrauten Fachbetrieb ist es daher häufig schwer nachzuvollziehen, welche Anlage er eigentlich zu betreuen und zu überwachen hat. Hier würde in vielen Fällen die Neuerstellung zumindest grundlegender Installationsunterlagen (z.B. Steigstrang-Schemata mit Aufzeigen aller vorhandenen Trinkwasser-Abnahmestellen) allen Beteiligten weiterhelfen. Auf der Grundlage solcher „Trinkwasser-Hygieneinspektionen“ könnten Betreiber und betreuende Installationsbetriebe bzw. Planer viel einfacher und zielführender entscheiden, wo fachgemäße Rückbauten, Ersatz zentraler Warmwassererzeugung durch dezentrale Trinkwassererwärmer (Durchlauferhitzer) oder ggf. der Einbau von modernen Spülsystemen hygienisch sinnvoll und geboten wären, und ungeplante „Schnellschuss-Aktionen“ zur Wiederherstellung der Trinkwasserhygiene mit möglicher erheblicher Verschwendung finanzieller Ressourcen könnten vermieden werden – sehr zur Freude des Schulträgers und des Steuerzahlers!

Trinkwasser-Hygiene ist auch von wachsender Bedeutung vor dem Hintergrund der zunehmenden Nutzung von Wasser im Rahmen einer gesunden Ernährung der Schüler und auch unter ökologischen Aspekten. Die aktuell in der Beratung befindliche Novelle der EU-Trinkwasserrichtlinie sieht explizit die verstärkte Nutzung von Leitungswasser vor, um dem Müllberg von Einweg-Getränkeverpackungen, z.B. für Mineralwasserflaschen, künftig nachhaltig zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Viele Initiativen unterstützen das, vom Verein Deutsches Netzwerk Schulverpflegung e.V.“ (DNSV) angefangen über „Trink!Wasser“  bis hin zur Initiative  „Viva con Agua“. Vorbildliche Initiativen, die aber einer funktionierenden und hygienisch einwandfreien Infrastruktur in den Schulen bedürfen.

Unsere Schulen brauchen Pflege – auch bei den Trinkwasseranlagen

Ein Beitrag von Partner für Wasser-Experte Sigfried Gendries. Original erschienen auf LebensraumWasser.com

Deutschlands Infrastruktur kommt in die Jahre. Dass diese Entwicklung auch Schulen und deren Trinkwasseranlagen erfasst, wird nicht überraschen, aber einen Renovierungsstau dürfen wir uns hier nicht erlauben. Und dennoch gibt es ihn. Zu verdanken ist diese Erkenntnis dem Verein „Partner für Wasser e.V., der das iESK mit der Befragung von 25.000 Schulen in Deutschland zum Zustand ihrer Trinkwasseranlage beauftragt hatte. Rund 1.000 Schulen haben mitgemacht. Das Ergebnis sollte für Aufmerksamkeit sorgen.

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