Temperaturabsenkung im Warmwasserspeicher birgt Gefahren

Quelle: VIEGA

Die Viega Gruppe hat zusammen mit der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) eine Umfrage unter Eigenheimbesitzern durchgeführt. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, wie die Hauseigentümer mit dem Thema Energiesparen und Warmwasseraufbereitung umgehen. Fakt ist, dass es in diesem Zusammenhang zu Gesundheitsgefährdungen durch Legionellen kommen kann.

Lt. Untersuchung haben 45 Prozent der Befragten haben aus Energiespargründen die Wassertemperatur schon abgesenkt. Ein Viertel erwägt diesen Schritt (25 Prozent). Nach der konkreten Gradzahl befragt geben 21 Prozent gar an, die Temperatur unter 45 Grad abzusenken.

Der PfW-Experte Dr. Christian Schauer, Direktor des Kompetenzzentrums Wasser bei Viega sagt folgendes dazu:

„Wir stehen vor großen Herausforderungen: Energiekrise und Klimawandel verlangen uns einiges ab. Und die Klimaneutralität bis 2045 lässt sich auch nicht ohne Weiteres erreichen. Wie groß aber der Wille in der Bevölkerung ist, Energie einzusparen, zeigt unsere Umfrage mit der GfK: 86 Prozent der Befragten in Deutschland senken ihren Energieverbrauch bereits aktiv, indem sie den Verbrauch von Warmwasser reduzieren. Aber Vorsicht: Nicht immer ist das die beste Lösung, denn Kalt- und Warmwasser im Gebäude benötigen die richtige Temperatur, um die Vermehrung von Bakterien zu vermeiden. Energiesparen darf nicht die Trinkwasserqualität beeinträchtigen.“

Hier finden Sie den vollständigen Beitrag mit allen Quellenangaben.

Unzureichende Trinkwasserqualität in der Trinkwasser-Hausinstallation – Das sind die Gründe

Durch die permanente Kontrolle der Trinkwasserqualität bei den Wasserversorgern in Deutschland ist davon auszugehen, dass das gelieferte Trinkwasser den Qualitätsvorgaben der Trinkwasserverordnung entspricht.

Kommt es in Privathaushalten, öffentlichen Gebäuden oder Gewerben und Industrie dennoch zu Verunreinigungen des Trinkwassers, werden diese meist durch die eigenen Trinkwasser-Hausinstallationen verursacht.

Die Einflussfaktoren für eine unzureichende Trinkwasserqualität auf der „letzten Meile“ sind vielfältig. Wir zeigen Ihnen einige Gründe, die dahinterstecken und wie Sie effektiv dagegen vorgehen können.

Qualitatives Trinkwasser

Bevor wir uns der Frage nach den Ursachen von verunreinigtem Trinkwasser in Trinkwasser-Hausinstallationen widmen, gilt es zunächst festzustellen, was qualitatives Trinkwasser eigentlich ausmacht.

Kurz gesagt: Dabei handelt es sich um Wasser, dass frei von Krankheitserregern sowie keimarm und farb- und geruchlos sein sollte. Zudem darf es nicht mehr als eine festgelegte Mindestkonzentration an Mineralstoffen enthalten. Die Grenzwerte werden dabei exakt von der Trinkwasserverordnung festgelegt. Doch welche Faktoren gefährden nun die Trinkwasserqualität und wie lassen sich diese vorbeugen beziehungsweise behandeln?

Bakterielle Verunreinigung von Trinkwasser

Insbesondere Bakterien und Keime, die sich in den Trinkwasserleitungen ausbreiten, können zu einer Verunreinigung und folglich zu schweren Gesundheitsschäden beim Verbraucher führen.

Im Wasser lebende Bakterien wie Legionellen vermehren sich zwischen 25 und 50 Grad Celsius, weshalb zu niedrige Temperaturen im Warmwassersystem aber auch zu hohe Kaltwassertemperaturen im Gebäude häufig die Ursache für ihre Verbreitung sind. Dabei werden sie für den Verbraucher immer dann zur Gefahr, wenn sie in hohen Konzentrationen auftreten.

Die Bakterien können dabei Erkrankungen, wie die sogenannte Legionärskrankheit, verursachen. Hierbei handelt es sich um eine Lungenentzündung mit schweren bis tödlichen Verlauf.

Seit 2011 sind Betreiber einer Trinkwasseranlage verpflichtet, diese alle 3 Jahre in der Wohnungswirtschaft auf Legionellen überprüfen zu lassen. In öffentlichen Gebäuden erfolgt die Überprüfung sogar jährlich.

Auch andere Bakterien wie Pseudomonaden finden im stehenden Wasser und durch die Entstehung von Biofilmen ideale Lebensbedingungen und können somit gesundheitliche Folgen mit sich bringen. Die Ursache für ihre Verbreitung findet sich somit oftmals in der Stagnation durch tote Leitungen oder mangelnde Nutzung der Trinkwasser-Installation.

Schwermetalle im Trinkwasser

Neben Bakterien bilden auch Schwermetalle einen entscheidenden Faktor bei der Beeinflussung der Trinkwasserqualität. Grund dafür sind häufig veraltete Wasserleitungen, die Schwermetalle wie Blei und Eisen / Zink innerhalb der Leitungen an das Wasser abgeben. Davon sind insbesondere Altbauten betroffen, in deren Wohnungen früher Leitungen aus verzinktem Eisen und häufig auch noch aus Blei verlegt worden sind. Wird das Wasser durch diese Metalle angereichert, kann dies erhebliche Gesundheitsschäden für die Verbraucher nach sich ziehen. Der Einsatz von Bleirohren wurde im Jahr 2013 jedoch für die Hauswasserversorgung verboten.

Auch andere Schadstoffe wie zu viel Eisen, Nickel oder Cadmium können sich auf die Qualität auswirken und durch veraltete Wasserrohre ins Trinkwasser gelangen. Die Ursache bilden auch hier zumeist beschichtete Eisenrohre, die früher regelmäßig zum Einsatz kamen. Erst seit Kurzem spielt auch die Kontaminierung des Trinkwassers mit Kupfer eine Rolle, welches in zahlreichen Trinkwasser-Installationen (besonders in Warmwasserbereitern) Verwendung findet. Kupfer gilt in minimalen Mengen für den Menschen zwar als unbedenklich, kann bei zu hoher Aufnahme jedoch ebenfalls Folgen für die Gesundheit nach sich ziehen.

Fazit

Die Haftung für qualitatives Trinkwasser endet für die Wasserversorger am Übergabepunkt, am Hauptwasserzähler. Entscheidungsträger wie Vermieter und Verwalter stehen somit in der Pflicht, die Qualität des Wassers im Gebäude zu garantieren und für die Verbraucher Sorge zu tragen.

Fakt ist: Neben Stagnation, niedrigen Temperaturen im Warmwassersystem aber auch zu hohen Kaltwassertemperaturen sowie falschen Rohrmaterialien sind auch mangelnde Wartung sowie Ausführungsmängel bei Installationsarbeiten häufig Gründe für eine Verschlechterung der Trinkwasserqualität. Um ausgezeichnete Qualität und Sicherheit auch für die Zukunft zu gewährleisten, sind regelmäßige Trinkwasseruntersuchungen und Trinkwasserhygiene-Inspektionen somit unumgänglich.

Trinkwasseruntersuchungen mit der acb

Um Ihr Trinkwasser auf die Qualitätsvorgaben der Trinkwasserverordnung zu überprüfen, führen wir von activ consult berlin ein breites Spektrum an Analysen durch. Unsere Experten begleiten Sie dabei Schritt für Schritt und erkennen mögliche Probleme im warmen wie auch im kalten Trinkwassernetz.

So lassen sich eventuelle Mängel bereits frühzeitig durch eine Trinkwasserhygiene-Inspektion erkennen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen.

Mithilfe einer unabhängigen Trinkwasseruntersuchung durch ein akkreditiertes Labor bewerten wir die Trinkwasserqualität in Ihren Objekten. Bei möglichen Auffälligkeiten im Trinkwasser übernimmt die activ consult berlin die zielgerichtete Analyse der Ursachen und begleitet Sie bei der Beseitigung der Probleme. So können wir eine allumfassende Sicherheit und Qualität Ihres Trinkwassers gewährleisten.

Das ist ein Gastbeitrag des PfW-Partners acb activ consult berlin GmbH. Verantwortlich für den Text: Geschäftsführer Jörg Drachholtz-Lebedies

Water-Safety-Plan als gebäudespezifisches Tool für die Branche

Foto: Unsplash.com geissht

Im Januar 2021 trat die überarbeitete Trinkwasserrichtlinie der Europäischen Union (Drinking Water Directive; DWD 2020/2184) in Kraft und hat mit dem Water-Safety-Plan (WSP) eine umfassende, europaweit einheitliche Struktur zum Erhalt der Trinkwassergüte aufgebaut.

Damit haben Verantwortliche und Entscheider der Wohnungswirtschaft zugleich ein wertvolles, gebäudespezifisches Tool, künftig potenziellen Risiken für den Erhalt der Trinkwassergüte vorbeugend und planbar zu begegnen. 

Im Interview mit dem Bundebaublatt schildert Trinkwasser-Experte Dr. Christian Schauer, Director des Kompetenzzentrums Wasser von VIEGA, warum der Water-Safety-Plan künftig für die Unternehmen der Wohnungswirtschaft eine wichtige Bedeutung bekommen wird – und warum die objektbezogene Aufstellung eines solchen Plans zugleich wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt.

Unser Partner acb activ consult Berlin hat sich ebenfalls dieses Themas intensiv angenommen.

Beginn der Urlaubszeit – Legionellenwachstum vorbeugen

Problematik

Zur Eindämmung des Corona-Virus waren/sind viele Schwimmbäder und Sporteinrichtungen u.a.  über eine lange Zeit ganz oder z.T. geschlossen. Die sukzessiven Lockerungen der einzelnen Bundesländer und der Bundesregierung sowie der Ferien- bzw. Urlaubsbeginn sorgen aber nun dafür, dass viele Einrichtungen wieder öffnen und dementsprechend auch genutzt werden.

Getroffene Vorkehrungen

Alle Betreiber sind in der Pflicht, auch während einer vorübergehenden Schließung der Einrichtungen – wie dies nun der Fall war – einen einwandfreien Betrieb der Trinkwasseranlage sicherzustellen. Im Epidemiologischen Bulletin (24/20) und auch in der Ausgabe 44/20 des Robert Koch Instituts wird darauf hingewiesen, dass es bei einer nicht sachgemäßen Wartung zu einem erhöhten Legionellenwachstum in den betreffenden Trinkwasseranlagen gekommen sein kann. Durch das Einatmen erregerhaltiger Aerosole, wie sie beispielsweise bei der Nutzung von Duschen oder Wasserhähnen einer Trinkwasseranlage mit erhöhter Legionellenkonzentration entstehen, können insbesondere abwehrgeschwächte Menschen an einer Lungenentzündung – der sogenannten Legionärskrankheit – erkranken. Sollten respiratorische Symptomen auftauchen, sollte eine entsprechende Testung durchgeführt wird.

Wichtige Maßnahmen zur Wiederöffnung – nach Corona und nach dem Urlaub

Neben den Maßnahmen zur und während der Außerbetriebnahme von Trinkwasserinstallationen, müssen die Betreiber von Hotels, Schwimmbädern etc. im Vorfeld der Wiedereröffnung, sprich der Inbetriebnahme, eine Reihe an Maßnahmen ergreifen (wir berichteten bereits):

„Die Maßnahmen vor Wiederinbetriebnahme einer Trinkwasseranlage sind in den bekannten Technischen Regelwerken beschrieben – u. a. in den Richtlinien DIN EN 806-5 und VDI 6023 sowie in den Arbeitsblättern W551 und W557 des Deutschen Vereins des Gas und Wasserfaches (DVGW). Hinweise zu gesundheitlichen Aspekten von Trinkwasserinstallationen finden sich auch im Umweltbundesamt-Ratgeber „Trink was – Trinkwasser aus dem Hahn“.

Sichere Wasserversorgung in Deutschland

Die FDP-Fraktion im Bundestag erkundigt sich in ihrer Kleinen Anfrage (19/19967), wie die Bundesregierung „das Risiko von Cyberangriffen auf Kritische Infrastrukturen, insbesondere Wasserversorgern, in der aktuellen Notlage durch Covid-19″ einschätzt. Sie möchte außerdem erfahren, welche Herausforderungen die Regierung für die Sicherheit der „einen flächendeckenden großen Anteil der Wasserversorgung stellenden kommunalen kleinen und mittleren Unternehmen“ sieht. Die Antwort der Bundesregierung werden die Partner für Wasser nach Veröffentlichung hier einarbeiten.

Hintergrund:

Eine funktionierende und sichere (Trink-)Wasserversorgung sowie die Abwasserbeseitigung tragen sowohl zur gesicherten Lebensgrundlage in Deutschland bei und sind außerdem Grundvoraussetzung für die Wirtschaft und Hygiene der Bevölkerung.

Gesetzlicher Rahmen:

Seit 2009 definiert das BSI-Gesetz sowie die zugehörige BSI-KritisVerordnung (BSI-KritisV) die betroffenen Branchen und Anlagen in den Sektoren Wasser, Energie, Ernährung, Informationstechnik und Telekommunikation, Gesundheit, Finanz- und Versicherungswesen, Transport und Verkehr und deren Verpflichtungen. Das IT-Sicherheitsgesetz aus 2015 verpflichtet KRITIS-Betreiber zur Einhaltung eines definierten Mindestmaßes an IT-Sicherheit, angemessene technische und organisatorische Maßnahmen zu treffen und diese nachzuweisen. Einen branchenspezifischen IT-Sicherheitsstandard Wasser/Abwasser (B3S) haben die beiden Verbände DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches) und DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser Abfall) gemeinsam entwickelt. Der neuste Standard (März 2020) wurde hier veröffentlicht.

 

Der Verband Partner für Wasser e.V. setzt sich für den Erhalt und die Verbesserung der Trinkwasserhygiene im Healthcare-Bereich ein. Insbesondere in Krankenhäusern, Pflegeheimen, schulischen Einrichtungen, wo ein hohes Maß an Hygiene und Sicherheit gewährleistet sein muss, kommt es auf beste Produkte und Werkstoffe an.

Interview mit Joachim Stücke: Mehr Aufmerksamkeit für Hygiene und Sicherheit im Umgang mit Trinkwasser

Ein Interview mit unserem Vorsitzenden Joachim Stücke, welches am 7. August auf „Blog der Republik“ erschienen ist.

Blog der Republik: Herr Stücke, ist das Thema Trinkwasser – wir sprechen ja immer vom Lebensmittel Nr.1 – in Deutschland nicht so selbstverständlich, dass es dafür eigentlich gar keiner „organisierten“ Unterstützung bedarf?

Stücke: Gerade weil Trinkwasser unser wichtigstes Lebensmittel und die Basis unserer Lebensqualität ist, kann man sich eigentlich gar nicht genug um dieses besondere Gut kümmern. Allerdings gibt es dafür, neben den staatlichen Gesundheitsämtern und den Wasserversorgern, mit ihren anerkannt hohen Standards, schon auch eine ganze Reihe von Akteuren. Unser Fokus liegt auf dem Thema „Trinkwasser-Hygiene“ und hier ganz speziell im öffentlichen Bereich. Hier gilt es, für die besonderen Anforderungen und die Bedürfnisse spezieller Zielgruppen zu sensibilisieren. Das ist ein ganz wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Interessensvertretungen und Institutionen. Wir stehen nicht im Wettbewerb, sondern im Austausch, im konstruktiven Dialog.

Blog der Republik: Ihr Ziel ist es, mit Partner für Wasser (PfW) für Hygiene und Sicherheit im Umgang mit Trinkwasser, in den sensiblen Einrichtungen der Daseinsvorsorge einzutreten. Da fallen uns natürlich auf Anhieb die Krankenhäuser ein. Aber Sie haben ja wie mehr Einrichtungen und Bereiche im Auge?

Stücke: Natürlich sind die Krankenhäuser oft im Mittelpunkt von Diskussionen über Hygiene und Trinkwasser-Hygiene. Aber auch Kinder und Jugendliche in den Schulen, aber natürlich prinzipiell alle Menschen in Alten- und Pflegeheimen.  Millionen Menschen sind hier ganz besonders auf die Trinkwasser-Hygiene angewiesen. Wir alle stehen da in einer öffentlichen Verantwortung, weil Themen wie Keime – also Krankheitserreger – bei Kindern bzw. Heranwachsenden und generell Menschen mit schwachen Immunsystem besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Man sollte dabei nicht unterschätzen, wie viele Menschen das in der sich immer rascher verändernden Gesellschaft betrifft.

Blog der Republik: Deutschland, wir sind eine der führenden Wirtschaftsnationen und mit hohen oder sogar höchsten Standards in allen Lebensbereichen. Gilt das denn nicht auch für den Bereich der Trinkwasser-Hygiene?

Stücke: Es mangelt uns nicht an Richtlinien und Normen. Es gibt kein Vakuum bezüglich dessen, was zu tun sei. Alle erforderlichen Gesetzesmöglichkeiten sind da. Gerade im Januar wurde nochmals die Trinkwasserverordnung aktualisiert und den aktuellen Handlungsnotwendigkeiten angepasst. Worum es uns geht, bezieht sich auf die Problematiken in der Anwendung. Um Fragen wie z.B., welche Qualitätsanforderungen schon bei Planung, Bau und Betrieb von Einrichtungen des „health care“-Bereichs eingehalten werden müssen, welche technischen Einrichtungen den neuesten Erkenntnissen und Standards entsprechen. Hier verläuft die Entwicklungsdynamik erheblich schneller als die Gesetzgebung das normieren kann. Da bedarf es einer permanenten öffentlichen Diskussion und der Suche nach den aktuell jeweils besten Lösungen.

Blog der Republik: Wir haben eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt. Und eines der besten sicher auch. Bildung ist ebenfalls ein gesellschaftlich sehr aufmerksam wahrgenommenes Thema. An Fragen aus diesen Bereichen entscheiden sich Wahlen. Woran mangelt es denn dann eigentlich?

Stücke: Wir haben große Infrastrukturprobleme in Deutschland. Nicht nur im Bereich von Autobahn- und Brückenbau. Gerade der Gesundheitsbereich, die Pflege und auch Schule und Kindergärten stehen unter enormem Kostendruck. Es mangelt an allen Ecken und Enden an Geld.  Aber auch an hinreichender Kapazität und Kompetenz auf Seiten von Betreibern wie Genehmigungsbehörden, sich mit allen Anforderungen an die Trinkwasserhygiene bei Betrieb, aber auch Planung und Bau von neuen Einrichtungen auseinanderzusetzen. Es mangelt da oft an Personal. Wir können daher nicht davon ausgehen, dass alle beteiligten Akteure im Hinblick auf alle betroffenen Bereiche auch hinreichend informiert sind, wie die gültigen Standards effizient und effektiv umgesetzt werden.

Das gilt sicher sogar auch für den Bereich des Handwerks. Es fehlt dann oft die Sensibilisierung, was denn im Unterschied zu einer „normalen“ Baustelle im Krankenhaus zu beachten ist.

Natürlich gibt es auch da entsprechende Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen. Aber oft fehlt die Zeit, das Bewusstsein und manchmal hapert es auch in der Kommunikation. Daher bedarf es enormer Anstrengungen, um hier die notwendigen Voraussetzungen für eine optimale Trinkwasser-Hygiene zu schaffen.

Blog der Republik: Die von Partner für Wasser  in Auftrag gegeben Studie zum Thema „Trinkwasser-Hygiene in Schulen“ hat einige interessante Ergebnisse gebracht. Was hat sie besonders überrascht, und was macht Ihnen da Kopfschmerzen?

Stücke: Zuerst einmal die starke Beteiligung. Es gab eine wirklich unerwartet hohe Rücklaufquote und eine große Bereitschaft, sich zu beteiligen. Um nur ein kleines Beispiel zu nennen: In einer Ruhrmetropole haben sich fast 50 % der Schulen beteiligt. 9 verschiedene Schultypen mit fast 75 % Schüler insgesamt in der Stadt.  Ein starker Beleg dafür, dass das Thema in den Schulen ernst genommen wird.

Unter den Ergebnissen hat bei problematischen Befunden wenig überrascht, dass wir in vielen Bundesländern eine erhebliche Infrastrukturproblematik haben. Ost-West und Nord-Südgefälle sind auffällig. Es wundert nicht, dass finanzschwache Kommunen eben nicht hinreichend Mittel zur Verfügung haben, um unsere hohen Ziele im Bildungsbereich allein schon infrastrukturell zu erfüllen. Alte Gebäude, alte Versorgungseinrichtungen, Renovierungsstau, um nur Stichworte zu nennen. Und eben unterschiedliche Prioritäten bei der Verwendung der Mittel.

Überrascht hat uns, dass seitens der Schulen deutlich auf Kommunikationsprobleme bei Schwierigkeiten hingewiesen wurden. Trotz klarer Verantwortlichkeitsstufen, gibt es offenbar „Kommunikationslücken“.  Von nicht kommunizierten Probenentnahmen, bis hin zur verzögerten Weitergabe von Informationen bei kritischen Befunden. Das kann eigentlich im Zeitalter der Digitalisierung kein echtes Problem sein. Hier kann und muss sehr schnell etwas geschehen.

Trotz eines tiefen Verständnis für die Finanzprobleme im Gesundheitsbereich, bei der Pflege und die Finanznot der Kommunen: Menschen mit gesundheitlichen Problemen, schwachen oder noch nicht entwickelten Immunsystem sind uneingeschränkt schützenswert. Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Menschen mit Allergien, Immunschwächen oder Unverträglichkeiten zunimmt, muss dem verstärkt Rechnung getragen werden. Es geht eben darum, unspektakulär, undramatisch, aber nachhaltig zu sensibilisieren.

Blog der Republik:  Beispiel Planung. Hier könnte sicher noch vieles verbessert werden, aber wer ist der Adressat: Die Politik im Bund? Im Land? Oder in den Kommunen? Die Bauwirtschaft? Wo müssen Stellschrauben bewegt werden, um hier Verbesserungen zu erzielen?

Stücke: Das lässt sich an einem recht populären Beispiel verdeutlichen: Dem Brandschutz. Hier gibt es eine sehr weitreichende Überwachung und Kontrolle durch Institutionen und eben eine Fülle von Normen. Das zeigt sich nicht nur beim, aus eben diesen Gründen unvollendeten, Projekt „BER“. Jeder, der ein Büro oder eine öffentliche Fläche plant, kann das nachempfinden. Im Trinkwasserbereich aber eher nicht. Wenn das Wasser im hygienisch einwandfreien Zustand die Wasserwerke und deren Netzte verlassen hat, greift die Verantwortung der Anlagenbetreiber (Eigentümer, Träger etc.). Der Staat hält sich da bisher noch sehr weit zurück. Mir fällt kein Fall ein, wo ein Genehmigungsverfahren oder eine Abnahme an der Trinkwasserhygiene gescheitert ist. Darüber sollten wir einmal nachdenken. Es mangelt offenbar immer noch an Sensibilität für diesen Bereich – wenngleich die regelmäßig durchzuführende Untersuchung auf Legionellen im Trinkwasser sicher schon mal ein großer Fortschritt ist.

Unser Alltag funktioniert überwiegend über visuelle Bereiche. Neue Fenster sieht man, neuen Anstrich ebenfalls. Alles, was hinter der Wand, im Keller passiert, ist aus dem Wahrnehmungsbereich. Und das gilt auch für die Personenschäden. Es sterben erheblich mehr Menschen an Folgen von Problemen im Hygienebereich als bei Bränden. Nur sieht man eben die Opfer und Betroffenen nicht direkt wie bei einem Feuer. Die Ursachenforschung ist etwa komplizierter und dauert oft sehr lange.

Und wir haben dazu auch auf europäischer Ebene, mit nicht mehr zeitgemäßen Strukturen zu kämpfen.  Wir haben keine EU-weit gültigen Normen für Trinkwasserhygiene im engeren Sinn. Die EG-Richtlinie „Über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch“ aus dem Jahr 1998 (sic!) normiert zwar einige Mindeststandards, aber wie diese eingehalten werden, lässt die Richtlinie offen. Der Begriff „Hygiene“ taucht in der Richtlinie noch nicht einmal auf!

Das bedeutet z.B., dass alle entsprechenden Produkte für eine zeitgemäße Trinkwasser-Hygiene für den europaweiten Handel entsprechend immer wieder neu geprüft werden müssen, da überall andere Qualitätsstandards gelten. Wir haben zwar EU-Normen für einheitliche Konfitüren oder die Größe von Äpfeln, aber bei der Trinkwasserhygiene hat Europa noch nicht wirklich stattgefunden. Auch dafür gilt es zu sensibilisieren.

Das Gespräch mit Joachim Stücke, Vorstand der Partner für Wasser, führte Dr. Uwe Pöhls von der Redaktion „Blog der Republik“.

Gefährliche Erreger im Trinkwasser: Worauf sollte man achten?

Das raten unsere Wasserexperten Tanja Ehret, Dr. Matthias Brück und Dr. Wolfgang Schwarz

In Deutschland ist die Trinkwasserqualität sehr hoch, doch auch bei uns kann es zu Fällen kommen in denen Keimbelastungen im Trinkwasser auftreten. Insbesondere in öffentlichen Gebäuden besteht ein erhöhtes Risiko für Verunreinigungen. Gerade in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Kindergärten und andere Fürsorgeeinrichtungen sollte deshalb der Trinkwasserhygiene eine besondere Aufmerksamkeit zu kommen.

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Auf den letzten Meter kommt es an: Trinkwasserhygiene endet meist am Hausanschluss (Teil 2)

Foto: Tobias Sieben | cc 2.0 Lizenz

Der erste Teil dieses Beitrages ist am 1. August in diesem Blog erschienen. Die Erstveröffentlichung erfolgte im Juni bei der Stiftung Gesundheit, denen ich für die Verbreitung sehr danke! Lesen Sie nun die Fortsetzung meines Artikels, warum das Thema Trinkwasserhygiene ab dem Hausanschluss so wichtig ist – sowohl für private als auch für gewerbliche Bauten und insbesondere für Einrichtungen im Healthcare-Bereich.

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