Foto: Martin Sotirov | cc 2.0 Lizenz
Das Umweltbundesamt (UBA) hat folgende Fragensammlung mit Blick auf die Prüf- und Zertifizierungspraxis bei Produkten im Kontakt mit Trinkwasser veröffentlicht.
Diese Fragensammlung spiegelt lt. Behörde einige der dort eingegangenen Fragen zu den
trinkwasserhygienischen Regelungsdokumenten wider, die sich aus der Arbeit der Prüf- und Zertifizierungsstellen sowie aus Anfragen interessierter Kreise ergeben haben.
Zur besseren Übersichtlichkeit wurden die Fragen und Antworten jeweils einem von drei Themenbereichen zugeordnet:
A – Allgemeines, rechtliche Zusammenhänge
B – Umsetzung der UBA-Regelungsdokumente in Zertifizierungsverfahren
C – Werkstoff-, material- und produktspezifische Fragen
Das PDF (37 Seiten) kann über diesen Link direkt beim UBA abgerufen werden. Es datiert vom 23.08.2023.
Das Umweltbundesamt (BMUV) und das Spurenstoffzentrum des Bundes haben erste Ergebnisse von drei „Runden Tischen“ zur Spurenstoffstrategie entgegengenommen. Die Rückstände von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln, Bioziden und anderen Chemikalien können schon in geringen Konzentrationen negative Auswirkungen auf Gewässer und die Qualität des Trinkwassers haben. Als Teil der Spurenstoffstrategie des Bundes entwickeln derzeit Interessenverbände an „Runde Tischen“ freiwillige Maßnahmen zur Entlastung der Umwelt.
Der Eintrag von Spurenstoffen in Seen, Flüsse und schlussendlich in die Meere stellt eine der größten Herausforderung für den Gewässerschutz dar. Das Problem liegt einerseits in der großen Anzahl dieser Stoffe im täglichen Gebrauch und andererseits darin, dass sie bereits in geringen Konzentrationen Schädigungen bei Wasserlebewesen hervorrufen können. Wesentliches Element der 2016 von BMUV und UBA initiierten Spurenstoffstrategie ist der intensive Dialog mit Stakeholdern aus Industrie, Wasserwirtschaft, Umweltorganisationen und den Bundesländern. Auf Grundlage von freiwilligen Vereinbarungen und Regeln sollen die Einträge von Spurenstoffen in Gewässer verringert werden. Für die Verstetigung der Spurenstoffstrategie wird seit 2021 das Spurenstoffzentrum des Bundes (SZB) im UBA aufgebaut.
Bereits seit Ende 2019 wurden insgesamt drei stoffspezifische Runde Tische einberufen, die sich an den wichtigsten Spurenstoffen in deutschen Gewässern orientieren: Benzotriazol (Anti-Korrosionsmittel für Metalle, z.B. zum Schutz von Dachrinnen oder in Reinigungstabs für Geschirrspülmaschinen), Diclofenac (Schmerzmedikament) sowie Röntgenkontrastmittel. Schadstoffeinträge in Gewässer lassen sich am effizientesten mindern, wenn die entsprechenden Substanzen nicht bzw. weniger eingesetzt und demnach auch weniger hergestellt werden müssen.
Daher werden im Rahmen der Runden Tische auf Herstellerseite Maßnahmen entwickelt, die die Einträge spezifischer Chemikalien in die Gewässer verringern. Die Runden Tische helfen, die Anwendungsgebiete, Eintragspfade und Risiken für einzelne Spurenstoffe oder Stoffgruppen besser zu verstehen und darauf aufbauend Lösungen im Dialog mit allen beteiligten Akteuren zu erarbeiten. An den Dialogen nahmen Vertreter von Industrieverbänden, der Wasserwirtschaft, der Umweltschutzverbände, der Kommunen sowie der Bundesländer teil.
Der Runde Tisch zu Diclofenac verabschiedete eine einvernehmliche Abschlusserklärung. Darin wurde eine Reihe kurz- bis mittelfristig umsetzbarer Kommunikationsmaßnahmen zusammengestellt, die die Hersteller auf den Weg bringen wollen. In den Veröffentlichungen des Runden Tischs werden die Umweltprobleme und Gewässerbelastungen von Diclofenac deutlich dargestellt und die Notwendigkeit einer wesentlichen Reduktion des Eintrages in die Umwelt vermittelt. Da die primäre Eintragsquelle von Diclofenac in die Gewässer dessen Anwendung in Form von Cremes und Salben ist, haben die Hersteller umfassende Informationsmaterialien zur Aufklärung von Ärzten, Apothekern und über Sportverbände erarbeitet, verbunden mit dem eingängigen Slogan „Wischen statt Waschen“. Dies umfasst die Empfehlung an Patientinnen und Patienten, nach dem Auftragen von Diclofenac-haltigen Schmerzsalben, die Hände mit einem Papiertuch abzuwischen und dieses über den Restmüll zu entsorgen. Die Effekte dieser Arbeit sollen nun in bis zu drei Regionen Deutschlands evaluiert werden.
Durch den intensiven, konstruktiven und interdisziplinären Austausch der Stakeholder konnten auch erste gemeinsame Maßnahmen an den Runden Tischen zu Röntgenkontrastmittel und zu Benzotriazol erreicht werden. Für den Rückhalt von Röntgenkontrastmitteln, etwa durch die Einführung von Urinbeuteln und Trenntoilette, werden nun drei bis vier große Umsetzungsprojekte, verteilt auf das gesamte Bundesgebiet, entwickelt. Weiterhin werden Pilotstudien gestartet, welche eine spätere Bilanzierung des Erfolgs ermöglichen.
Das Spurenstoffzentrum des Bundes begleitete in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI und der IKU Dialoggestalter die drei Runden Tische zu zuvor von einem unabhängigen Gremium als relevante Substanzen eingeschätzte Spurenstoffen. Das Spurenstoffzentrum wird zukünftig die operativen Tätigkeiten an der Spurenstoffstrategie weiterführen. Dazu gehören unter anderem die Organisation und Begleitung weiterer Runder Tische sowie die Unterstützung eines unabhängigen Gremiums zur Relevanzbewertung von Spurenstoffen.
Weitere Informationen hier.
Trinkwasser wird meist aus Grundwasser oder Oberflächenwasser gewonnen, also aus Seen und Flüssen. So können einige Schadstoffe wie Pestizide und Nitrat das Wasser belasten. Gerade in landwirtschaftlich stark genutzten Bereichen können daher Grenzwerte im Grundwasser überschritten werden.
Stiftung Warentest zeigte, dass kritische Stoffe zwar oft im Trinkwasser entdeckt wurden, aber dass in der Regel alle Proben die Grenzwerte einhalten. Das Trinkwasser wird hierzulande mehrstufig aufbereitet und grundsätzlich also auch ausreichend streng kontrolliert.
Ob Leitungswasser oder Mineralwasser besser ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich ist das Trinkwasser in Deutschland laut einem Bericht des Umweltbundesamtes von 2021 zwar grundsätzlich „von guter bis sehr guter Qualität“ – diese kann jedoch örtlich variieren.
Die größte Herausforderung bei der Trinkwasserversorgung ist die Stagnation von Wasser in Rohrleitungen und Toträumen. Präventive Trinkwasserhygiene kann dies verhindern und ist genau deswegen von solch großer Bedeutung.
Zum gesamten Beitrag geht es hier.
Foto: Unsplash.com Daniel Hooper
Das Umweltbundesamt hat im Bereich “Anerkennung und Harmonisierung – 4MS Initiative” aufgrund der weiteren Aufnahme von Werkstoffen Aktualisierungen vorgenommen. Das Dokument “Common Approach on Metallic Materials – Part B: Positive List of compositions” wurde überarbeitet und kann hier abgerufen werden.
Die vier EU-Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, die Niederlande und das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland haben 2011 vereinbart, die Prüfungen zur hygienischen Eignung von Produkten im Kontakt mit Trinkwasser zu harmonisieren. Diese 4MS-Zusammenarbeit hat sich erfolgreich entwickelt und wird mit Blick auf eine Erweiterung nun als „4MS-Initiative“ (4MSI) bezeichnet.
Foto: Unsplash.com Shittefan
Die Wettbewerbszentrale hat eine Werbung für Mineralwasser moniert, in der suggeriert wurde, Trinkwasser (Leitungswasser) sei demgegenüber von schlechter Qualität und für den menschlichen Genuss nicht geeignet.
Klare Aussage pro Leitungswasser
In dem betreffenden Prospekt stellte das Unternehmen unter dem Titel „5 gute Gründe für Mineralwasser“ die Vorzüge von Mineralwasser heraus und beschrieb im Vergleich dazu die vermeintlichen Nachteile von Trinkwasser (Leitungswasser) mit plakativen Aussagen und drastischen Bildern. So wurde der Slogan „UNSER WASSER STEHT ÜBERALL / NUR NICHT IN DER LEITUNG. Mineralwasser ist in der Flasche so unberührt wie an der Quelle. Leitungswasser berührt bis zum Haushalt so manche marode Leitung“ mit dem Bild einer mit Rost und Kalk extrem zugesetzten Leitung illustriert. Klar ist, Trinkwasser sollte nicht in Leitungen stehen, aber diese verzerrte Darstellung ist unlauter. Es ist eindeutig, dass eine solche Trinkwasserleitung nicht funktionsfähig wäre und nur bei Vernachlässigung technischer und rechtlicher Vorgaben so aussehen würde.
Leitungs- und damit Trinkwasser in Deutschland von sehr guter Qualität
Nach Auffassung der Wettbewerbszentrale erweckte die Werbung insgesamt den Eindruck, Trinkwasser sei insgesamt von minderwertiger Qualität und nicht zum menschlichen Genuss geeignet. Das Trinkwasser in Deutschland ist jedoch laut eines im Mai 2021 veröffentlichten gemeinsamen Berichts des Bundesgesundheitsministeriums und des Umweltbundesamts von sehr guter Qualität. Die Wettbewerbszentrale sprach wegen irreführender Angaben im Rahmen vergleichender Werbung und herabsetzender vergleichender Werbung (§§ 5 Abs. 1, 3; 6 Abs. 1, 2 Nr. 5 UWG) sowie zweier Verstöße gegen die Health Claims Verordnung (Verordnung (EG) 1924/2006) im Rahmen der Werbeaussagen für Mineralwasser eine Abmahnung aus. Das Unternehmen gab eine strafbewehrte Unterlassungserklärung ab. Hier geht es zum Beitrag der Wettbewerbszentrale von Anfang Oktober 2021.
Foto: Pixabay @ Geoluro11
Die Spurenstoffstrategie des Bundes ist ein wichtiger Baustein, um gesundheitsgefährdende Chemikalien im Grund- und damit später Trinkwasser zu reduzieren und im besten Fall ganz zu vermeiden. Anlässlich des Weltwassertages am 22.03.2021 haben das Bundesumweltministerium (BMU) und das Umweltbundesamt (UBA) auf einer Fachkonferenz die Ergebnisse der Pilotphase dieser Spurenstoffstrategie vorgestellt. Das beim UBA angesiedelte „Spurenstoffzentrum des Bundes“ hat fortan seinen Sitz in Leipzig und soll die Vorgaben der Bundespolitik zu diesem Thema weiter vorantreiben. Die Partner für Wasser, die sich die Trinkwasserhygiene im Healthcare-Sektor auf die Fahnen geschrieben haben, begrüßen diese Initiative und das neugegründete Zentrum. Über die Partner und Experten bietet die Organisation zugleich Unterstützung an, wenn das gewünscht wird.
Wie können Hersteller, Wasserwirtschaft, Forschung und Behörden eingebunden werden?
Gemeinsam sollen weitere Maßnahmen zur Eintragsminderung entwickelt und die Länder bei der Einführung der 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen beraten werden. Zwischen Ländern, Kommunen, Hochschulen und Kompetenzzentren soll zudem ein strukturierter Informationsaustausch stattfinden. Ziel muss es sein, dass Spurenstoffe gar nicht erst ins Abwasser gelangen. Dafür muss man schon bei der Herstellung und der Anwendung von Produkten ansetzen, etwa in der Arzneimittel- und Bauindustrie.
Um welche Stoffe geht es?
Im Rahmen der REACH-Verordnung sind derzeit etwa 22.000 verschiedene Chemikalien registriert. Hier sind noch keine Biozide, Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel enthalten. Bereits geringe Konzentrationen von Nano- bis Milligramm, können für die Trinkwasserversorgung eine Herausforderung darstellen und die Wasserbewohner (Mikroorganismen, Fische, Amphibien) schädigen mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die gesamt Gewässerökosysteme.
Was wurde bisher in der Pilotphase getan?
Ein 15-köpfiges Expertengremium aus Vertretern von Bundes- und Landesbehörden, Industrie, Umweltverbänden, Wissenschaft, Apothekern und Wasserwirtschaft hat einige relevante Spurenstoffe identifiziert. Drei relevanten Spurenstoffen wurden durch die Hersteller und -Verbände Runde Tische eingerichtet, um hier schnell Minderungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Zu den besonders langlebigen Spurenstoffen bzw. Mikroschadstoffen werden z.B. Pflanzenschutzmittel, Arzneimittel/östrogene und phytoöstrogene Stoffe, Industriechemikalien, Komplexbildner, perfluorierte Kohlenwasserstoffe, Metalle/Schwermetalle und Flammschutzmittel gezählt (Prof. Dr. Rita Triebskorn, Studie im Auftrag der Landesanstalt für Umwelt in Baden-Württemberg, 2008).
Quelle: Pressemitteilung des BMU vom 22.03.2021
Aktuelle Informationen zum Projekt finden Sie zudem hier: www.dialog-spurenstoffstrategie.de