Unsere Schulen brauchen Pflege – auch bei den Trinkwasseranlagen

Ein Beitrag von Partner für Wasser-Experte Sigfried Gendries. Original erschienen auf LebensraumWasser.com

Deutschlands Infrastruktur kommt in die Jahre. Dass diese Entwicklung auch Schulen und deren Trinkwasseranlagen erfasst, wird nicht überraschen, aber einen Renovierungsstau dürfen wir uns hier nicht erlauben. Und dennoch gibt es ihn. Zu verdanken ist diese Erkenntnis dem Verein „Partner für Wasser e.V., der das iESK mit der Befragung von 25.000 Schulen in Deutschland zum Zustand ihrer Trinkwasseranlage beauftragt hatte. Rund 1.000 Schulen haben mitgemacht. Das Ergebnis sollte für Aufmerksamkeit sorgen.

Zwei Highlights der Ergebnisse:

  1. Renovierungsstau: Nur etwa jede zehnte Anlage wurde in den letzten 5 Jahren saniert oder zumindest teilsaniert, in den letzten 10 Jahren nur in etwa jede sechste Anlage. 4 von 10 Schulen konnten dazu keine Angaben machen.
  2. Audit: Fehlanzeige: Nur etwa 1% der schulischen Trinkwasseranlagen wurde einem externen oder internen Audit unterworfen.

Fast noch wichtiger sind die Resultate der „weichen Daten“, d.h. die Kommentare, Anmerkungen und Rückmeldungen seitens der befragten Schulen:

  • Zahlreiche Schulen beklagten sich über mangelnde Unterstützung seitens der Träger bzw. Kommunen.
  • Es fehlt an grundlegenden Informationen über Risiken in Bereich Trinkwasser-Hygiene und
  • Probenentnahmen und Ergebnisse werden sehr oft nicht mit der Schulleitungen besprochen, auch bei kritischen Vorfällen nicht oder nur sehr verzögert an die Schulen zurück gemeldet.

„…seit Jahren kämpfen wir mit der Kommune um Sanierung unserer maroden Sanitär- undTrinkwasseranlagen. Danke für diesen Fragebogen!“ (Gymnasium Hessen)

Die Befragung zeigte deutlich auf, dass teilweise erhebliche Mängel beim Zustand der Trinkwasseranlagen im Schulbereich, deren Wartung, Erneuerung und ständigen Kontrolle bestehen. Zudem fehlt es der Studie zufolge an grundlegenden Informationen über Risiken bei der Trinkwasser-Hygiene und der Risikovorsorge.

Eltern müssen sich (noch) keine Sorgen machen

Sicher müssen sich die Eltern keine Sorgen machen, dennoch ist Vorsicht angeraten. Das war auch das Ziel der Studie: „Es liegt uns fern, Ängste zu schüren“, sagt Joachim Stücke, Vorsitzender der Partner für Wasser, “wir sehen es aber als unsere Aufgabe an, die Betreiber und Nutzer von Trinkwasseranlagen in den Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge zu sensibilisieren.“ Studien- und Institutsleiter Dr Uwe Pöhls pflichtet im bei und erklärt: „Schulen in Deutschland haben massive Infrastrukturprobleme und Renovierungsrückstände auch im Hygiene-Bereich.“

Siegfried Gendries, Experte für Wasser-Marketing & -Kommunikation u.a. beim Regionalwasserversorger Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH und Herausgeber des Wasserinformationsportals LebensraumWasser.com

 

Meine Meinung:

Die Studie wurde vor mehreren Wochen veröffentlicht. Die Öffentlichkeit hat die Ergebnisse offensichtlich gelassen hingenommen. Zu viele Berichte über marode Infrastrukturen beherrschen schon die Tageszeitungen, als dass für Trinkwasserleitungen in Schulen noch Platz wäre. Es stellt sich aber doch sicherlich die Frage, wer handeln muss. Wenn die Schulen nicht können, die Kommunen nicht wollen, sind es dann nicht die Eltern und Schüler, die diese Ergebnisse hinterfragen sollten? Wo bleiben eigentlich Gesundheitsämter; schliesslich sind die Trinkwasseranlagen in Schulen von der Trinkwasserverordnung erfasst und über deren Einhalten wachen die Behörden. Vielleicht aber auch sollten die Wasserversorger sich der Thematik annehmen und im eigenen Interesse die Schulen und Kommunen sensibilisieren und Aufklärungsarbeit betreiben. Es ist zwar nicht ihre Verantwortung in rechtlicher Hinsicht, aber sie haben die Kompetenz und das Interesse an einer gut funktionierenden und qualitativ einwandfreien Trinkwasserversorgung.

„Der Zustand einer Schule sagt etwas darüber aus, welche Bedeutung eine Gesellschaft ihrer Jugend zumisst.“Juri Strauß, Berliner Abiturient, zitiert nach „Der Spiegel“ vom 7.7.2016

Das ist die zweite Erhebung, die die Partner für Wasser zusammen mit dem iESK in öffentlichen Einrichtungen der Daseinsvorsorge durchführen. Ende 2016 standen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen im Fokus.

Die vollständige Studie kann zu Zwecken der Berichterstattung (gegen Nachweis) bei den Partnern für Wasser unter kontakt@partnerfuerwasser.de angefordert werden.

Pressekontakt: Udo Sonnenberg/Fabian Haun, Geschäftsstelle Partner für Wasser e.V.,
Tel. 030 / 84712268-43 presse@partnerfuerwasser.de


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