Periodische Desinfektionsmaßnahmen sind ein Spiel mit dem Feuer!

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Periodische Desinfektionsmaßnahmen sind seit Jahren etabliert, für das System jedoch höchst gefährlich. Der Temperaturstress stört nicht nur die Legionellenpopulation, sondern führt auch zu einer vorzeitigen Alterung aller warmwasserführenden Komponenten. Von der sogenannten Legionellenschaltung werden Stichleitungen und Entnahmestellen grundsätzlich nicht erfasst, sondern nur der Speicher und das zirkulierende Verteilsystem – beides Bereiche, in denen Legionellen ohnedies nie vorkommen sollten. In den meisten Fällen ist der Nutzen für das Hochheizen und den damit verbundenen Energieverbrauch nicht gegeben.

Energieintensiv und unsicher im Ergebnis

Die thermische Desinfektion stresst nicht nur die Mikroorganismen, sondern das gesamte System. Die auf über 70 °C erwärmten Werkstoffe dehnen sich aus und ziehen sich beim anschließenden Abkühlen wieder zusammen. Die Ausdehnungskoeffizienten der verschiedenen Werkstoffe sind unterschiedlich, Dichtungen und O-Ringe werden besonders belastet. Sofern bei hartem Wasser keine entsprechenden Maßnahmen gesetzt werden, steigt die Kalkausfällung und führt zu Ablagerungen, die ihrerseits wieder einen idealen Nährboden für Mikroorganismen bilden. Darüber hinaus reduzieren die hohen Temperaturen auch die Lebensdauer der Installationswerkstoffe, sind diese doch auf Dauertemperaturen von maximal 70 °C ausgelegt. Mögliche Folgen sind Wasserschäden durch Undichtigkeiten.

Die keimtötende Wirkung der thermischen Desinfektion setzt nur dort ein, wo eine Temperatur von mindestens 70 °C mindestens 3 Minuten lang auch wirklich erreicht wird. Andernfalls verbleiben Legionellen im System und haben im Anschluss an die Desinfektionsmaßnahme alle Zeit der Welt, den freigewordenen Lebensraum wieder zu besiedeln. Dazu finden sie sogar ein hervorragendes Nahrungsangebot in Form des organischen Materials aus den zuvor abgetöteten Mikroorganismen vor.

Thermische Desinfektion ist nichts für die Prävention

Aus diesen Gründen ist es längst etablierte allgemein anerkannte Regel der Technik, eine thermische Desinfektion niemals präventiv, sondern nur anlassbezogen durchzuführen. Warmwasserversorgungsanlagen im Gesundheitswesen sollten 24/7 bei konstanter Temperatur betrieben werden. Nur beim Auftreten unzulässiger Konzentrationen an Mikroorganismen wird das System für eine thermische Desinfektion hochgeheizt und alle betroffenen Anlagenteile und Entnahmestellen werden mit der beaufschlagten Temperatur von 70 °C für mindestens 3 Minuten gespült. Damit die benötigte Wärmemenge bereitgestellt werden kann, kann der Durchfluss an den Entnahmestellen so weit zu reduzieren, dass die 70 °C über die 3 Minuten sicher gehalten werden. Um Verbrühungen unbedarfter Benutzer zu verhindern, sind die betroffenen Entnahmestellen während einer thermischen Desinfektion zu sperren. Insbesondere in größeren oder systemrelevanten Objekten sollte eine thermische Desinfektion daher abschnittsweise erfolgen, um eine Mindestversorgung mit Kalt- und Warmwasser zu gewährleisten. Nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch zum Abkühlen der Kaltwasserleitungen auf eine hygienisch unkritische Temperatur ist im Anschluss an eine thermische Desinfektion unbedingt eine umfassende Kaltwasserspülung erforderlich.

Sach- und fachgerechter Betrieb der Trinkwasserinstallation A&O

Werden Anlagen nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik geplant und errichtet, liegt die Ursache einer auftretenden mikrobiologischen Kontamination in den meisten Fällen in einem nicht bestimmungsgemäßen Betrieb. Dieser liegt vor, wenn das Wasser längere Zeit in einzelnen Bereichen der Hausinstallation stagniert. Auch der Erfolg einer etwaigen Desinfektionsmaßnahme wird nicht von langer Dauer sein, wenn Stagnation vorliegt. Desinfektionsmaßnahmen sind nur dort nachhaltig, wo genügend Wasser entnommen wird. Ist dies durch die reguläre Nutzung nicht gewährleistet, so sind Spülmaßnahmen für den regelmäßigen Wasseraustausch notwendig. Diese können beispielsweise durch das Reinigungspersonal durchgeführt werden. Deutlich sparsamer sowohl in Bezug auf Personalkosten als auch beim Wasserverbrauch sind automatische Spülsysteme am Point-of-Use. Sie sind hygienisch sicher, da wie beim manuellen Spülen das Wasser im gesamten Verteilsysteme inklusive der Armaturen erneuert wird.

Desinfektionsmaßnahmen sind ein Spiel mit dem Feuer. Wenn sie unbedingt erforderlich sind, ist ihr Einsatz unbestritten. Das präventive, periodische Hochheizen als Alternative zu einem bestimmungsgemäßen Betrieb ist allerdings schon längst nicht mehr zeitgemäß und führt zu Schäden an der Installation. Der regelmäßige Wasseraustausch ist das „A und O“ für einen hygienisch sicheren Betrieb.

Überschreitung der Trinkwassergrenzwerte – Das sind die Ursachen und Folgen

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Bei den Trinkwassergrenzwerten handelt es sich um Grenzwerte, die eingehalten werden müssen, damit unser Trinkwasser als unbedenklich und hygienisch gilt. Die Grenzwerte werden in der Trinkwasserverordnung genauestens aufgelistet. Dass diese Trinkwassergrenzwerte nicht überschritten werden, wird durch die Wasserversorger sichergestellt – jedoch nur bis zum Hausanschluss und bevor es in unsere Leitungen fließt.

Doch auch der Weg des Wassers ab dem Übergabepunkt bis hin zur Entnahmestelle muss die Trinkwasserqualität und -sicherheit garantieren. Kommt es hier zu einer Überschreitung der Grenzwerte, kann dies mehrere Ursachen haben und entsprechende Folgen mit sich ziehen. In diesem Artikel geben wir einen Einblick, was eine Überschreitung der Grenzwerte in den Leitungen verursachen kann, welche Auswirkungen eine Überschreitung auf unser Trinkwasser hat und wie Sie dagegen vorgehen können.

Ursachen einer Grenzwertüberschreitung:

  1. Stagnation

Da es sich bei Trinkwasser um ein Lebensmittel handelt, kann es auch wie eines verderben und seine Frische verlieren. Das trifft vor allem auf stagnierendes Wasser zu. Bakterien können sich in stehendem Wasser besonders schnell vermehren und zu einer Überschreitung der Grenzwerte führen. Um dies zu vermeiden, gilt es, zu lange Standzeiten des Wassers in den Leitungen zu vermeiden. Sobald Wasser bereits länger als vier Stunden in der Leitung steht, handelt es sich um stagniertes Wasser.

Um frisches Trinkwasser zu garantieren, gilt es, alle vorhandenen Wasseranschlüsse regelmäßig mit Trinkwasser zu durchspülen. Egal ob Wasserhahn, Duschbrause oder Zapfstellen im Garten – hier sind die Mieter selbst in der Pflicht, für eine regelmäßige Durchspülung und Verwendung der Entnahmestellen zu sorgen. Besondere Vorsicht ist nach einer längeren Abwesenheit, Leerstand von Wohnungen oder selten genutzten Wasserentnahmestellen geboten. Hier ist zu empfehlen, die Leitungen nach längerer Stagnation des Wassers erst zu nutzen, nachdem das stagnierte Wasser reichlich abgelaufen ist.

  1. Temperatur

Bakterien und Keime können sich insbesondere bei einer lauwarmen Temperatur des Wassers schnell und zahlreich vermehren. Eine Gefahrenquelle bildet somit auch das Warmwassersystem und der Warmwasserspeicher. Sind die richtigen Temperaturen gegeben, finden Bakterien wie Legionellen optimale Lebensbedingungen. Der optimale Temperaturbereich für ihre Verbreitung liegt zwischen 25 und 50 Grad Celsius. Um einer Vermehrung vorzubeugen, sollte die Temperatur von Kaltwasser somit stets unter 25 Grad Celsius liegen, optimal wäre eine Temperatur unter 20 Grad Celsius. Warmwasser sollte eine Temperatur zwischen 55 und 60 Grad Celsius aufweisen, um eine Verbreitung von gesundheitsschädigenden Bakterien zu vermeiden.

  1. Veraltete Leitungen und Entnahmestellen

Außerdem können vor allem veraltete, stillgelegte oder selten gewartete Leitungen eine Grenzwertüberschreitung und Gefahr für unser Trinkwasser mit sich bringen. Vor allem in stillgelegten Leitungen kann Wasser über lange Zeit hinweg stagnieren und Verunreinigungen an das Trinkwasser in den Hauptleitungen abgeben. Auch integrierte Wasserfilter oder nicht gewechselte Duschköpfe oder Siebe an Wasserhähnen können durch Algen- oder Kalkablagerungen Nährstoffe an Bakterien und Keime abgeben und einen optimalen Lebensraum für sie bieten. Zudem spielen Grenzwertüberschreitungen von Schwermetallen wie Blei oder Kupfer eine entscheidende Rolle bei der Qualität unseres Wassers, welche durch veraltete Leitungen an das Trinkwasser abgegeben werden können. Hier sind die Eigentümer der Immobilie selbst in der Verantwortung, die Wartung und Instandhaltung der Leitung zu veranlassen und unbedenkliches Wasser für sämtliche Verbraucher zu garantieren.

Das ist ein Gastbeitrag des PfW-Partners acb activ consult berlin GmbH. Verantwortlich für den Text: Geschäftsführer Jörg Drachholtz-Lebedies

Temperaturabsenkung im Warmwasserspeicher birgt Gefahren

Quelle: VIEGA

Die Viega Gruppe hat zusammen mit der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) eine Umfrage unter Eigenheimbesitzern durchgeführt. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, wie die Hauseigentümer mit dem Thema Energiesparen und Warmwasseraufbereitung umgehen. Fakt ist, dass es in diesem Zusammenhang zu Gesundheitsgefährdungen durch Legionellen kommen kann.

Lt. Untersuchung haben 45 Prozent der Befragten haben aus Energiespargründen die Wassertemperatur schon abgesenkt. Ein Viertel erwägt diesen Schritt (25 Prozent). Nach der konkreten Gradzahl befragt geben 21 Prozent gar an, die Temperatur unter 45 Grad abzusenken.

Der PfW-Experte Dr. Christian Schauer, Direktor des Kompetenzzentrums Wasser bei Viega sagt folgendes dazu:

„Wir stehen vor großen Herausforderungen: Energiekrise und Klimawandel verlangen uns einiges ab. Und die Klimaneutralität bis 2045 lässt sich auch nicht ohne Weiteres erreichen. Wie groß aber der Wille in der Bevölkerung ist, Energie einzusparen, zeigt unsere Umfrage mit der GfK: 86 Prozent der Befragten in Deutschland senken ihren Energieverbrauch bereits aktiv, indem sie den Verbrauch von Warmwasser reduzieren. Aber Vorsicht: Nicht immer ist das die beste Lösung, denn Kalt- und Warmwasser im Gebäude benötigen die richtige Temperatur, um die Vermehrung von Bakterien zu vermeiden. Energiesparen darf nicht die Trinkwasserqualität beeinträchtigen.“

Hier finden Sie den vollständigen Beitrag mit allen Quellenangaben.

UBA: Gesundheitsschutz hat Vorrang vor Energieeinsparung

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UBA-Kollisionsregel Trinkwasserverordnung und Gebäudeenergiegesetz

Klarstellung für Betreiber, Bauherren, Planer, Installateure und den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)

  • Die Trinkwasserkommission stellt klar: Temperatur von erwärmtem Trinkwasser hat Einfluss auf die Vermehrung von Legionellen und anderen Mikroorganismen
  • Trinkwassererwärmer in Großanlagen müssen Trinkwasserabgabe dauerhaft mit 60 Grad Celsius einhalten können (§ 3 Nr. 12, Trinkwasserverordnung – TrinkwV)
  • Im gesamten Zirkulationssystem darf die Temperatur von Warmwasser 55 Grad Celsius nicht unterschreiten
  • Trinkwasserinstallationen für die Gewinnung, Aufbereitung oder Verteilung von Trinkwasser sind nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu planen, zu bauen und zu betreiben
  • Schutz der menschlichen Gesundheit steht eindeutig über der Intention zur Energieeinsparung (gemäß § 10 Absatz 3 GEG).
  • Gemäß Trinkwasserverordnung ist der Unternehmer oder sonstige Inhaber (UsI) verantwortlich für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen in den Trinkwasser-Installationen (§ 4 TrinkwV)

 

Relevanz für die TGA-Branche:

Der Gebäudebestand gehört zu den größten Primärenergieverbrauchern. Energie wird in erster Linie zum Heizen, Kühlen und zur Warmwasseraufbereitung benötigt. Dieser enorme Energieverbrauch – vom Erstellen eines Gebäudes ist hier gar nicht die Rede – ist eine Herausforderung für die nachhaltige Gestaltung des Immobilienmarktes. Einige Zielsetzungen dafür sollen mit der Neufassung des Gebäudeenergiegesetzes erreicht werden. Die zum 01.11.2020 in Kraft getretene “zusammenfassende” Regelung umfasst das bisherige Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG).

Das Gesetz hebt die Bedeutung des Gebäudesektors für die Klimaschutzgesetzgebung hervor. Das wiederum hat das Umweltbundesamt zu der hier diskutierten Klarstellung bzw. Kollisionsregel zwischen Klimaschutz und Trinkwasserhygiene und damit Gesundheitsschutz veranlasst. Die optimale Trinkwasserhygiene in Gebäuden hat absoluten Vorrang. Energieeinsparung ist für alle Beteiligten – vom Bauherrn über die Planer bis hin zum Betreiber einer Immobilie – wichtig, weil es am Ende auch um Kosten geht. Es wird jedoch ganz klar betont, dass der Gesundheitsschutz der Menschen vorgeht. Diesen Punkt gilt es immer wieder herauszustellen und nicht die Regulierungen gegeneinander auszuspielen. Hier ist gerade die Technische Gebäudeausrüstungs-Branche (TGA) gefordert, sich klar auch gegenüber der Politik zu positionieren. Wie wichtig der Gesundheitsschutz ist, wird insbesondere in der andauernden Pandemie deutlich.

Gesetz zur Vereinheitlichung des Energieeinsparrechts für Gebäude (GEG), Bgbl. Teil I Nr. 37 vom 13.08.2020: Link
Trinkwasserverordnung (TrinkwV): Link

Quelle: Positionspapier/Kollisionsregel Umweltbundesamt (UBA) vom Dezember 2020 (PDF, 3 S.): Link 

Sicherheit in sensiblen Bereichen

Wasseraufbereitung in Pflegeeinrichtungen

Wasserqualität in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen

Hygiene und Zuverlässigkeit

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