Einsparpotenziale bei Planung und Betrieb von Trinkwasser-Installationen

Trinkwasserhygiene und Energieeinsparung sind kein Widerspruch – unter bestimmten Bedingungen

Nirgendwo werden so hohe Anforderungen an die Trinkwasserhygiene gestellt wie in Gesundheitseinrichtungen. Schließlich können Infektionserreger im Trinkwasser bei prädisponierten Personen schwere Erkrankungen auslösen. Bei Planung oder Sanierung eines Krankenhauses sowie beim Betrieb muss daher bei allem Kostendruck gemäß GEG die Maxime gelten: „Gesundheitsschutz geht vor Energieeinsparung“. Wie kann es also gelingen, Trinkwasser-Installationen in Krankenhäusern, Pflegeheimen usw. so zu planen und umzusetzen, dass Investitions- sowie Energie-, Wasser- und Abwasserkosten gespart werden, ohne dabei die Trinkwassergüte zu gefährden? Welche Maßnahmen lassen sich in Neubauten und welche im Bestand realisieren? Dr. Peter Arens, Hygieneexperte beim Armaturenhersteller Schell, gibt Tipps.

Planung von Neubauten

Empfehlung: wassersparende Armaturen, Urinale und WCs, vorrangig in Kombination mit T-Stück-Installationen

Im Neubau sind erhebliche Einsparmaßnahmen bei den Investitionen und Betriebskosten sowie ökologische Verbesserungen durch wassersparende Entnahmestellen möglich. Denn hier kann die Trinkwasser-Installation von vorneherein auf einen sparsamen und gleichzeitig hygienischen Betrieb ausgelegt werden. Der weitsichtigen Planung kommt eine besondere Bedeutung zu, da man hiermit bereits die Betriebskosten der Gebäude für die nächsten 50 Jahre festlegt. Allerdings nutzt der Fachplaner für die Dimensionierung der Trinkwasser-Installation nahezu immer die Berechnungsdurchflüsse gemäß DIN 1988-300 Tabelle 2, da diese pauschalisiert in seiner Planungssoftware hinterlegt sind. Mit diesen Werten lässt sich das Einsparpotenzial wassersparender Entnahmestellen allerdings nicht ausschöpfen. Grundsätzlich muss der Planer in diesem Fall von den normativen Berechnungsdurchflüssen abweichen. Dies ist in den Hinweisen unter dieser Tabelle 2 in der DIN 1988-300 auch ausdrücklich erwähnt. Möchte man die Trinkwasser-Installation also monetär und ökologisch optimieren, sollten Auftraggeber und Fachplaner über mögliche Wege sprechen.

Mit gemeinsamem Einverständnis sollte die Dimensionierung der Trinkwasser-Installation mit verringerten Berechnungsdurchflüssen erfolgen. Heißt konkret: Von Anfang an mit einer 6- statt 9-Liter Dusche rechnen, bei Waschbecken mit 3 Litern/min statt 4,2 Liter/min usw. So können Einsparungen von bis zu 40% bei Wasserinhalt und Verbrauch und damit auch beim Energieeinsatz der Warmwasserbereitung erzielt werden. Sehr wahrscheinlich ist dies die einzige ökologische Maßnahme, wodurch auch die Investitions- und nicht nur die Betriebskosten sinken. Denn geringere „Literleistungen“ der Entnahmestellen bedingen bei angepasster Berechnung deutlich verringerte und damit kostengünstigere Dimensionen bei Rohren, Verbindern, Dämmungen und Rohrschellen. Der Materialeinsatz bei Rohren und Fittingen lässt sich um bis zu 40 Gewichtsprozent reduzieren. Zudem gewinnt man durch eine verschlankte Trinkwasser-Installation mehr Nutzfläche, da die Schächte kleiner werden können. Eine schlanke Trinkwasser-Installation lässt sich durch T-Stück-Installationen umsetzen. Im Vergleich zu übergroßen, hydraulisch oftmals nicht beherrschbaren Ring-in-Ring-Installationen weisen sie einfache klare Fließwege auf, führen weniger Wasserinhalt und besitzen weniger Oberflächen, die Wärme aufnehmen. Dadurch lassen sich im Mittel Wasserinhalt und Investitionskosten noch einmal um rund 20 % senken. Gleichzeitig wird ein Beitrag zum passiven Schutz des Trinkwassers kalt gegen Erwärmung und somit zum Schutz der Trinkwasserhygiene geleistet. Ein um 20 % und mehr geringerer Wasserinhalt erhöht auch den Wasserwechsel im Betrieb um diesen Wert und damit die hygienische Sicherheit, denn die Anzahl an Nutzern ist in beiden Fällen identisch.

Trinkwasser muss fließen – Wassermanagement-Systeme helfen

Die wirksamste Strategie, um die Trinkwasserhygiene zu unterstützen und einer zu hohen Legionellenkonzentration vorzubeugen, ist der regelmäßige Wasserwechsel. In Deutschland muss dieser nach spätestens 3 Tagen erfolgen und gemäß VDI 6023 Blatt 1 über alle Entnahmestellen stattfinden, weil Bakterien über ungenutzte Entnahmestellen auch gegen die Fließrichtung, also retrograd, in die Trinkwasser-Installation gelangen können. Diese Zeiten ohne Wasserwechsel von max. 3 Tagen sind jedoch nur dann hygienisch akzeptabel, wenn das Kaltwasser (PWC) nicht wärmer als 25 °C wird und das Warmwasser (PWH) mindestens 55 °C warm ist. Der Grund dafür ist, dass sich alle Krankheiterreger bevorzugt in einen Temperaturbereich um die 37 °C vermehren – also im Bereich der Körpertemperatur von Menschen. Daher sind Temperaturen um die 37 °C „weiträumig“ zu vermeiden.

Bei großen (halb-)öffentlichen Gebäuden im Gesundheitssektor, wo Teilbereiche der Trinkwasser-Installation aus verschiedenen Gründen immer mal wieder nicht genutzt oder nicht so genutzt werden, wie mit dem bestimmungsgemäßen Betrieb in der Planung ursprünglich hinterlegt, hilft ein Wassermanagement-System bei der Erhaltung der Trinkwassergüte. Es ist sinnvoll, dieses bei Neubauten von vorneherein mit einzuplanen. Aber es gibt Lösungen, die sich auch gut im Bestand nachrüsten lassen. Der Vorteil: Trinkwasser-Installationen lassen sich damit wesentlich effizienter und nachhaltiger betreiben als über manuelles Spülen, da automatisiert umgesetzte Spülvorgänge viel genauer und ohne zusätzlichen Aufwand gleichzeitig möglich sind. Diese Gleichzeitigkeit des Spülens ist notwendig, um einen qualifizierten, hygienisch wirksamen Wasserwechsel zu erreichen. Möchte der Facility Manager dies in der Praxis händisch umsetzen, ist damit ein hoher Personal-, Zeit- und Kostenaufwand verbunden.

Befüllung der Trinkwasser-Installation – mit trocken geprüften Bauteilen

Der bestimmungsgemäße Betrieb der Trinkwasser-Installation beginnt mit ihrem Befüllen. Dabei ist es empfehlenswert, trocken geprüfte und in dieser Weise auch gegen mikrobiologische Verunreinigungen geschützte Bauteile einzusetzen. Dies ist so bedeutsam für die Praxis, dass hierzu aktuell neue Regelwerke entstehen. Wenn dann die Installation mit Trinkwasser gefüllt ist, ist der Fachhandwerker bis zur Übergabe für den Wasserwechsel, d. h. in Deutschland spätestens nach 3 Tagen, verantwortlich. In einem Krankenhaus mit 800 Betten sind dafür mindestens 3 Mitarbeiter an 5 Tagen je Woche nur für Spülmaßnahmen von Hand im Einsatz. Auch hier ist der Einsatz eines Wassermanagement-Systems von Vorteil, mit dem sich schon vor der Inbetriebnahme auch diese Wasserwechsel automatisiert umsetzen lassen. Zudem ist es bei Gebäuden mit erhöhten hygienischen Anforderungen, wie Krankenhäusern, empfehlenswert, die Befüllung der Installation schrittweise durchzuführen – immer verbunden mit einer mikrobiologischen Probenahme und Freigabe.

Maßnahmen für Bestandsbauten

Wassertemperatur verringern, aber nicht unter 55°C

Auch bei Bestandsgebäuden gibt es Möglichkeiten, die Energiekosten zu verringern, ohne einen kritischen Legionellenbefall zu riskieren. Unter bestimmten Bedingungen kann man an der Stellschraube „Wassertemperatur“ drehen. So laufen zum Beispiel viele Warmwasserbereiter ohne Kenntnis der Nutzer mit einer automatisierten wöchentlichen oder gar täglichen thermischen Desinfektion, der so genannten Legionellenschaltung. Sie kann ohne hygienische Risiken abgeschaltet werden, wenn die Anlage ansonsten fachgerecht betrieben wird. Darüber hinaus sollte bei Großanlagen überprüft werden, ob die Temperatur am Austritt des Trinkwassererwärmers bei deutlich mehr als 60 °C liegt. Auch dann kann oftmals noch der Energieeinsatz gesenkt werden.

Wenn die Temperaturspreizung zwischen Speicheraustritt und Rücklauf der Zirkulation deutlich mehr als 5 Kelvin beträgt, sollte der hydraulische Abgleich der Zirkulationsstränge und/oder die Wärmedämmung optimiert werden. Bei mangelhaftem hydraulischem Abgleich sind elektronische Zirkulationsregulierventile die erste Wahl im Bestand, da sie ohne detaillierte Berechnung eingebaut werden können. Weiteres Optimierungspotenzial besteht in Anlagen, bei denen die Temperaturspreizung zwar nur rund 5 Kelvin beträgt, aber die Wassertemperatur an den Entnahmestellen und beim Wiedereintritt der Zirkulation in den Trinkwassererwärmer deutlich über 55 °C liegt. In diesem Fall kann die Anlage allein schon durch die Verringerung der Austrittstemperatur am Speicher energetisch optimiert werden.

In Maßen: Wassermenge an Entnahmestellen reduzieren
Bei der Reduzierung der Wassermengen bieten sich die deutlichsten Einsparpotenziale. Trotzdem gilt auch hier: nur in Maßen, denn der Hygienegrundsatz „Wasser muss fließen“ ist weiterhin zu berücksichtigen. Daher darf auch nach solchen Maßnahmen die Verweilzeit des Wassers in der Trinkwasser-Installation – egal ob kalt oder warm – nicht über 72 Stunden liegen. Für Gesundheitseinrichtungen empfiehlt die VDI 6023 sogar noch kürzere Verweilzeiten von 24 Stunden. Dies gilt für jede Entnahmestelle und Teilstrecke einer Trinkwasser-Installation. Denn ein „Stau“ des Trinkwassers in der Installation könnte zu gesundheitlichen Risiken führen. Daher sind Entnahmestellen mit extrem geringer oder gar keiner Nutzung regelmäßig zu spülen, entweder manuell oder automatisiert. Bei extrem selten genutzten Entnahmestellen, wie erfahrungsgemäß an vielen Waschtischen in Chefarztzimmern, empfiehlt sich auch ein Rückbau. Sonst wird hier dauerhaft Trinkwasser aufgrund von Stagnationsspülungen verschwendet. Im Gegensatz dazu können an Entnahmestellen mit hohem Verbrauch und häufiger Nutzung große Einspareffekte mittels Wasserspararmaturen oder Durchflussbegrenzern und Strahlreglern erzielt werden. Demnach ist es sinnvoll, die Durchflussmengen an Entnahmestellen zu prüfen und die Mengen einzustellen, die der Planer bei der Dimensionierung der Trinkwasser-Installation zugrunde gelegt hat: Dies geschieht durch den Vergleich der Berechnungsdurchflüsse aller Entnahmestellen aus der Planung, also mit Werten aus der DIN 198-300 Tabelle 2, gegen die realisierten „Literleistungen“ in der Praxis. Hier ergeben sich oft schon erhebliche Einsparpotenziale von 40 bis 50 %.

Waschtischarmaturen mit einem hohen Verbrauch können zumeist durch den einfachen Tausch des Strahlreglers auf eine normative Literleistung von 4,2 l/min optimiert werden, wenn das Gebäude auf Basis der DIN 1988-300 Tab. 2 dimensioniert wurde. Auch die Wassermengen von WCs und Duschen lassen sich oftmals reduzieren: Bei WC-Spulkästen reicht in aller Regel eine 6 Liter-Spülung statt einer 9 Liter-Spülung.

Doch es gibt auch Grenzen: In modernen Altenheimen sollte man zum Beispiel die Waschtischarmaturen mit einem überhöhten Durchfluss von 8 bis 10 Litern/min nicht auf die normativ geringeren Berechnungsdurchflüsse reduzieren. Diese Waschtische werden erfahrungsgemäß so selten genutzt, dass es gut ist, wenn dann die doppelte Wassermenge pro Nutzung oder Spülung ausgetauscht wird. Man muss also immer den Einzelfall betrachten und bewerten.

Fazit

Beim Neubau ergibt sich das höchste ökonomische und ökologische Potenzial aus der Kombination zweier Einsparmöglichkeiten: Reduzierte „Literleistungen“ an den Entnahmestellen mit überwiegend T-Stück-Installationen. Für Bestandsbauten empfiehlt es sich zu prüfen, an welchen hoch frequentierten Entnahmestellen sich die Literleistung reduzieren lässt – oftmals sind Armaturen mit höheren Literleistungen montiert worden als bei der normgerechten Planung berücksichtigt wurden. In diesem Fall können diese reduziert werden, ohne die Trinkwassergüte zu gefährden.

Dieser Fachbeitrag wurde von Schell (Dr. Peter Arens) – unserem Partner – für die KU-Gesundheitsmanagement erarbeitet. Wir danken für die Möglichkeit der Zweitveröffentlichung.

Trinkwasserhygiene-Dialog „Energieeffizienz und Trinkwasserhygiene“ am 27.04.2023

Die „Energiekrise“ hat eine Debatte „Energiesparen vs. Trinkwasserhygiene“ ausgelöst. Das haben wir etwas genauer beim Trinkwasserhygiene-Dialog am 27.04. beleuchtet. Wie lassen sich hygienisch sichere Energieeinsparungen realisieren?

Diese Frage diskutieren Karsten Fisker und Jörg Drachholtz-Lebedies u.a. Karsten Fisker hat die Leitung Business Development & Services bei der Georg Fischer GmbH (+GF+) inne, einem der „Partner für Wasser“. Er ist zudem Prokurist bei +GF+.

Jörg Drachholtz-Lebedies ist Gründer und Geschäftsführer der acb activ consult berlin GmbH in  – ebenfalls ein „Partner für Wasser“. Er ist Experte für Trinkwasserhygiene und leitet seit 2009 den Verein acqua è vita Wasserforum. Udo Sonnenberg moderiert die Veranstaltung und bindet vertiefende Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauer ein.

Machen Sie sich selbst ein Bild und hören/schauen Sie rein in die Aufzeichnung.

Gefahr von Legionellen in dezentraler Trinkwassererwärmung

Foto: Pixabay.de kboyd

Im Kampf gegen das Wachstum von Legionellen galten dezentrale Trinkwassererwärmer, wie zum Beispiel Durchlauferhitzer, lange als die Wunderwaffe der Trinkwasserhygiene und Energieeffizienz. Seit der UBA-Mitteilung im Jahr 2018 hat sich dies jedoch schlagartig geändert. Welche Gefahren von einer dezentralen Trinkwassererwärmung ausgehen und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, erfahren Sie von uns in diesem Artikel.

Rahmenbedingungen der Trinkwasserhygiene

Die Richtlinien, Empfehlungen und Gesetze rund um den Erhalt der Trinkwassergüte werden in verschiedenen Verlautbarungen genannt. Dazu zählen die Richtlinien des Gesetzgebers, des Umweltbundesamtes, des Robert Koch Instituts, der Trinkwasserverordnung und die Empfehlungen verschiedener Fachverbände. Bei der Beprobung der Trinkwasser-Installationen müssen Planer und Installateure somit ein gutes Fachwissen aller Richtlinien mitbringen. Regelmäßige Legionellenuntersuchungen sind aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen und Empfehlungen Pflicht – und werden nun auch in der dezentralen Trinkwassererwärmung empfohlen.

Dezentrale Trinkwassererwärmung: Gefahr durch fehlende Transparenz

Nach der Mittelung des Umweltbundesamts im Dezember 2018 wurde deutlich, dass es auch in dezentralen Trinkwassererwärmern und den dahinter liegenden Leitungen zu einer Vermehrung von Legionellen kommen kann. Bisher wurde auf eine regelmäßige Untersuchung der dezentralen Trinkwassererwärmer verzichtet. Laut UBA sollten nun bei der Aufklärung von Legionelleninfektionen auch dezentrale Trinkwassererwärmer in die Ursachensuche mit einbezogen werden.

Es sind nur wenige Fälle von Trinkwasser-Installationen mit einer dezentralen Trinkwassererwärmung bekannt, die hygienisch belastet waren. Grund dafür ist jedoch nicht die hygienische Sicherheit, die durch Durchlauferhitzer oder andere dezentrale Trinkwassererwärmer gegeben ist, vielmehr liegt es an fehlenden Daten dazu, da diese Trinkwasser-Installationen meistens nicht beprobt wurden.

Dezentrale Trinkwassererwärmung: Gefahr durch Energieeinsparung

Die Aufbereitung von warmem Trinkwasser macht insbesondere in Neubauten mittlerweile einen hohen Anteil des gesamten Energiebedarfs aus. Um die Verbreitung von Legionellen zu verhindern, wird eine Temperatur über 55 Grad Celsius im Trinkwassersystem empfohlen. Um diese zu erreichen, werden Warmwasserspeicher häufig nachgeheizt, was entsprechende Kosten mit sich bringt. Damit hier Energie eingespart werden kann, ist es für viele Betreiber von Vorteil, das Warmwasser nur auf die Temperatur der Nutzung des Wassers aufzuheizen, sprich zwischen 35 und 45 Grad Celsius. Zwar werden so gewünschte Einsparungen der Energie erreicht, jedoch entsteht auch eine erhöhte Gefahr für eine Verbreitung von Legionellen über das Warmwasser. Um Energieeinsparungen in der Trinkwassererwärmung vorzunehmen, ist somit immer ein Experte zu Rate zu ziehen.

Dezentrale Trinkwassererwärmung: Gefahr durch Fremderwärmung

Ein weiteres Risiko hinsichtlich von mikrobiellem Wachstum ist die Fremderwärmung der Leitungen. Für dezentrale Trinkwassererwärmer planen Architekten häufig nur einen Schacht für Wohngebäude ein. So liegen die Leitungen für kaltes wie auch warmes Trinkwasser parallel zueinander und bergen die Gefahr, dass das Kaltwasser im engen Schacht erwärmt wird und das Wachstum von Legionellen entsprechend fördert.

Dezentrale Trinkwassererwärmung: Praxisuntersuchung einer Wohnanlage

Dass dezentrale Trinkwassererwärmer zu einer Belastung der Trinkwasserhygiene beitragen können, wurde vom Medizinaluntersuchungsamt am Klinikum Kiel durch die Untersuchung einer Appartementanlage mit 84 Wohneinheiten festgestellt. Dabei ergab die Untersuchung, dass in mehr als der Hälfte der Wohnungen die Keimzahl über dem technischen Maßnahmenwert der Trinkwasserverordnung lag. Bei 12 Prozent der Wohnungen wurde der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 10.000 KBE pro 100 ml überschritten. Jedoch konnte kein Zusammenhang mit einer erhöhten Anzahl an Legionellen im Warmwasser, mit Stagnation, der Nutzung oder Leerstände der Wohnungen oder einer Temperatur über beziehungsweise unter 50 Grad Celsius am Durchlauferhitzer festgestellt werden. Der Schluss, der daraus gezogen wurde, war, dass die dezentralen Trinkwassererwärmer an sich unsicher bezüglich der Hygiene des Trinkwassers sind.

Fazit

Die dezentrale Erwärmung von Trinkwasser bietet keine Garantie für die Sicherheit der Trinkwasserhygiene. Kommt eine dezentrale Trinkwassererwärmung zum Einsatz, ist auch hier eine Beprobung vonnöten. Um die Sicherheit des Trinkwassers zu gewährleisten, ist der Betreiber somit auch hier in der Pflicht, die dezentralen Anlagen untersuchen zu lassen.

Um das Wachstum von Legionellen zu verhindern und die rechtlichen Rahmenbedingungen einzuhalten, stehen wir von activ consult berlin Ihnen zur Seite. Gerne führen wir auch die Beprobung Ihrer dezentralen Trinkwassererwärmer durch und sorgen durch eine ganzheitliche Herangehensweise für den dauerhaften Erhalt Ihrer Trinkwasserqualität.

Das ist ein Gastbeitrag des PfW-Partners acb activ consult berlin GmbH. Verantwortlich für den Text: Geschäftsführer Jörg Drachholtz-Lebedies

Bisherige Beiträge: Biofilm, Trinkwassergrenzwerte, Betreiberpflichten, Legionellenwissen, Trinkwasserqualität in der Hausinstallation, Grundlagen Trinkwasserhygiene

 

Energie, Klima, Kosten in der Sozialwirtschaft

Foto: Unsplash.com Ian Hutchinson

  • Sozialwirtschaft in Deutschland: 185 Mrd. € Jahresumsatz, 5,3 Mio. Mitarbeitende, 5,3 Prozent-Anteil am deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP)
  • Gesundheitswesen zeichnet für ca. 5 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich
  • ca. 100.000 Gebäude der Sozialwirtschaft – vom Pflegeheim über die Sozialstation bis zum Krankenhaus – könnten einer internen Studie (liegt nicht vor) zufolge 70 Prozent ihres Stroms selbst produzieren
  • weiteres Potenzial liegt im Fuhrpark aller Einrichtungen
  • gemeinnützige Firmen dürfen nur wenig Rücklagen bilden für Klimainvestitionen
  • es droht Aberkennung der Gemeinnützigkeit, wenn z.B. die PV-Anlage auf dem Dach überschüssigen Strom ins Netz einspeist und damit Geld verdient wird

 

Immobilien der Sozialwirtschaft

Nicht alle Bereiche der Wirtschaft und des Lebens werden prominent bzgl. ihres potenziellen Beitrags zur Eindämmung der Klimakrise beleuchtet. Zu erst geht es natürlich um die Energieerzeugende Industrie und die großen Verbraucher wie Chemie-, Stahl-/Alu- oder Glasindustrie; der Verkehrssektor und die Landwirtschaft. Der Gebäudebereich wird meistens nur zwischen öffentlichen (alle pol. Ebenen) und privat-gewerblichen Gebäudearten unterschieden. Gesundheitsgebäude im weitesten Sinne sind natürlich auch „öffentliche“ Gebäude und häufig in gemeinnütziger Trägerschaft. Das wiederum entbindet niemanden von der Pflicht energieeffizient zu wirtschaften. Allerdings stehen dem lt. Medienrecherchen offenbar einige selbstgebaute Hürden im Weg. Unternehmen wie Diakonie und Caritas, Arbeiterwohlfahrt und Rotes Kreuz, Paritätischen Wohlfahrtsverband, Lebenshilfe und Dienste für Menschen u.v. andere haben einen großen Bestand an Immobilien und Mobilien über die sie Einfluss auf das Klima nehmen.

Nachhaltigkeit ins Sozialgesetzbuch

Das Sozialgesetzbuch als Grundlage für das Gesundheitswesen kennt zwar die Begrifflichkeiten „ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich“, wenn es um Leistungen für die Menschen geht. Dass die Rahmenbedingungen wie Gebäude, Abläufe, Lieferketten etc. auch „nachhaltig“ zu organisieren sind, steht da nicht. Das kritisieren die Organisationen, weil es ihnen die Hände bindet: Wer saniert und spart, verliert öffentliche Zuwendungen. Es fehle, so Vertreter der Branche, eine kohärente, politische Strategie. Betreiber bemängeln, dass jeder Zuständigkeitsbereich politisch nur für sich denkt und nicht übergreifend. Vorschläge lägen auf dem Tisch: Ein brancheninterner CO2-Zertifikatehandel ist so eine Idee. Außerdem die Erlaubnis, regenerativ erzeugten Strom gegen Entgelt einzuspeisen und die Erlöse daraus für Reinvestitionen behalten zu können. Oder aber zumindest die durch Sanierungsmaßnahmen eingesparten Energieausgaben zur Investitionsfinanzierung im Unternehmen belassen zu können. Diese Zusammenhänge stärker aufzuzeigen, ist die politische Herausforderung, vor der die Branche steht.

Quelle:

21.11.2022: Bericht Süddeutsche Zeitung „Politik bremst Kliniken und Heime im Kampf gegen Klimawandel“ (SZ+): Link

DGKH veröffentlicht Stellungnahme – Legionellosen und Energiesparmaßnahmen

Foto: Pixabay.de geralt

Namhafte Expert:innen aus verschiedensten Bereichen der Krankenhaushygiene haben in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) ihre Einschätzungen zum o.g. Thema abgegeben. Prof. Dr. Dr. med. Martin Exner vertritt die DGKH als Präsident. Zudem wird die Stellungnahme von Vertreter:innen des Instituts für Krankenhaus- und Umwelthygiene, Campus Kiel am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, der TU Dresden, Institut für Energietechnik, Professur für Gebäudeenergietechnik und Wärmeversorgung, dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit am Universitätsklinikum Bonn sowie der Präsidentin der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin (GHUP), Umweltbezogener Gesundheitsschutz und Prävention, Klinik der Universität München unterstützt.

Die verschiedenen Hygienefachgesellschaften warnen vor falschen Energiesparmaßnahmen im Kalt- und Warmwasserbereich von Trinkwasserinstallationen. Es werden zudem Empfehlungen zu möglichen Energieeinsparmaßnahmen in der Trinkwasserinstallation gegeben, die mit der fachgerechten Legionellenprävention im Einklang stehen. Für den Fall, dass diese Hinweise nicht beachtet werden, sei mit einer Zunahme von Legionellosen zu rechnen, so die Autor:innen.

Die vollständige Stellungnahmen finden Sie hier.

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