Trinkwasserhygiene-Dialog „Energieeffizienz und Trinkwasserhygiene“ am 27.04.2023

Die „Energiekrise“ hat eine Debatte „Energiesparen vs. Trinkwasserhygiene“ ausgelöst. Das haben wir etwas genauer beim Trinkwasserhygiene-Dialog am 27.04. beleuchtet. Wie lassen sich hygienisch sichere Energieeinsparungen realisieren?

Diese Frage diskutieren Karsten Fisker und Jörg Drachholtz-Lebedies u.a. Karsten Fisker hat die Leitung Business Development & Services bei der Georg Fischer GmbH (+GF+) inne, einem der „Partner für Wasser“. Er ist zudem Prokurist bei +GF+.

Jörg Drachholtz-Lebedies ist Gründer und Geschäftsführer der acb activ consult berlin GmbH in  – ebenfalls ein „Partner für Wasser“. Er ist Experte für Trinkwasserhygiene und leitet seit 2009 den Verein acqua è vita Wasserforum. Udo Sonnenberg moderiert die Veranstaltung und bindet vertiefende Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauer ein.

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Gefahr von Legionellen in dezentraler Trinkwassererwärmung

Foto: Pixabay.de kboyd

Im Kampf gegen das Wachstum von Legionellen galten dezentrale Trinkwassererwärmer, wie zum Beispiel Durchlauferhitzer, lange als die Wunderwaffe der Trinkwasserhygiene und Energieeffizienz. Seit der UBA-Mitteilung im Jahr 2018 hat sich dies jedoch schlagartig geändert. Welche Gefahren von einer dezentralen Trinkwassererwärmung ausgehen und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, erfahren Sie von uns in diesem Artikel.

Rahmenbedingungen der Trinkwasserhygiene

Die Richtlinien, Empfehlungen und Gesetze rund um den Erhalt der Trinkwassergüte werden in verschiedenen Verlautbarungen genannt. Dazu zählen die Richtlinien des Gesetzgebers, des Umweltbundesamtes, des Robert Koch Instituts, der Trinkwasserverordnung und die Empfehlungen verschiedener Fachverbände. Bei der Beprobung der Trinkwasser-Installationen müssen Planer und Installateure somit ein gutes Fachwissen aller Richtlinien mitbringen. Regelmäßige Legionellenuntersuchungen sind aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen und Empfehlungen Pflicht – und werden nun auch in der dezentralen Trinkwassererwärmung empfohlen.

Dezentrale Trinkwassererwärmung: Gefahr durch fehlende Transparenz

Nach der Mittelung des Umweltbundesamts im Dezember 2018 wurde deutlich, dass es auch in dezentralen Trinkwassererwärmern und den dahinter liegenden Leitungen zu einer Vermehrung von Legionellen kommen kann. Bisher wurde auf eine regelmäßige Untersuchung der dezentralen Trinkwassererwärmer verzichtet. Laut UBA sollten nun bei der Aufklärung von Legionelleninfektionen auch dezentrale Trinkwassererwärmer in die Ursachensuche mit einbezogen werden.

Es sind nur wenige Fälle von Trinkwasser-Installationen mit einer dezentralen Trinkwassererwärmung bekannt, die hygienisch belastet waren. Grund dafür ist jedoch nicht die hygienische Sicherheit, die durch Durchlauferhitzer oder andere dezentrale Trinkwassererwärmer gegeben ist, vielmehr liegt es an fehlenden Daten dazu, da diese Trinkwasser-Installationen meistens nicht beprobt wurden.

Dezentrale Trinkwassererwärmung: Gefahr durch Energieeinsparung

Die Aufbereitung von warmem Trinkwasser macht insbesondere in Neubauten mittlerweile einen hohen Anteil des gesamten Energiebedarfs aus. Um die Verbreitung von Legionellen zu verhindern, wird eine Temperatur über 55 Grad Celsius im Trinkwassersystem empfohlen. Um diese zu erreichen, werden Warmwasserspeicher häufig nachgeheizt, was entsprechende Kosten mit sich bringt. Damit hier Energie eingespart werden kann, ist es für viele Betreiber von Vorteil, das Warmwasser nur auf die Temperatur der Nutzung des Wassers aufzuheizen, sprich zwischen 35 und 45 Grad Celsius. Zwar werden so gewünschte Einsparungen der Energie erreicht, jedoch entsteht auch eine erhöhte Gefahr für eine Verbreitung von Legionellen über das Warmwasser. Um Energieeinsparungen in der Trinkwassererwärmung vorzunehmen, ist somit immer ein Experte zu Rate zu ziehen.

Dezentrale Trinkwassererwärmung: Gefahr durch Fremderwärmung

Ein weiteres Risiko hinsichtlich von mikrobiellem Wachstum ist die Fremderwärmung der Leitungen. Für dezentrale Trinkwassererwärmer planen Architekten häufig nur einen Schacht für Wohngebäude ein. So liegen die Leitungen für kaltes wie auch warmes Trinkwasser parallel zueinander und bergen die Gefahr, dass das Kaltwasser im engen Schacht erwärmt wird und das Wachstum von Legionellen entsprechend fördert.

Dezentrale Trinkwassererwärmung: Praxisuntersuchung einer Wohnanlage

Dass dezentrale Trinkwassererwärmer zu einer Belastung der Trinkwasserhygiene beitragen können, wurde vom Medizinaluntersuchungsamt am Klinikum Kiel durch die Untersuchung einer Appartementanlage mit 84 Wohneinheiten festgestellt. Dabei ergab die Untersuchung, dass in mehr als der Hälfte der Wohnungen die Keimzahl über dem technischen Maßnahmenwert der Trinkwasserverordnung lag. Bei 12 Prozent der Wohnungen wurde der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 10.000 KBE pro 100 ml überschritten. Jedoch konnte kein Zusammenhang mit einer erhöhten Anzahl an Legionellen im Warmwasser, mit Stagnation, der Nutzung oder Leerstände der Wohnungen oder einer Temperatur über beziehungsweise unter 50 Grad Celsius am Durchlauferhitzer festgestellt werden. Der Schluss, der daraus gezogen wurde, war, dass die dezentralen Trinkwassererwärmer an sich unsicher bezüglich der Hygiene des Trinkwassers sind.

Fazit

Die dezentrale Erwärmung von Trinkwasser bietet keine Garantie für die Sicherheit der Trinkwasserhygiene. Kommt eine dezentrale Trinkwassererwärmung zum Einsatz, ist auch hier eine Beprobung vonnöten. Um die Sicherheit des Trinkwassers zu gewährleisten, ist der Betreiber somit auch hier in der Pflicht, die dezentralen Anlagen untersuchen zu lassen.

Um das Wachstum von Legionellen zu verhindern und die rechtlichen Rahmenbedingungen einzuhalten, stehen wir von activ consult berlin Ihnen zur Seite. Gerne führen wir auch die Beprobung Ihrer dezentralen Trinkwassererwärmer durch und sorgen durch eine ganzheitliche Herangehensweise für den dauerhaften Erhalt Ihrer Trinkwasserqualität.

Das ist ein Gastbeitrag des PfW-Partners acb activ consult berlin GmbH. Verantwortlich für den Text: Geschäftsführer Jörg Drachholtz-Lebedies

Bisherige Beiträge: Biofilm, Trinkwassergrenzwerte, Betreiberpflichten, Legionellenwissen, Trinkwasserqualität in der Hausinstallation, Grundlagen Trinkwasserhygiene

 

Energie, Klima, Kosten in der Sozialwirtschaft

Foto: Unsplash.com Ian Hutchinson

  • Sozialwirtschaft in Deutschland: 185 Mrd. € Jahresumsatz, 5,3 Mio. Mitarbeitende, 5,3 Prozent-Anteil am deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP)
  • Gesundheitswesen zeichnet für ca. 5 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich
  • ca. 100.000 Gebäude der Sozialwirtschaft – vom Pflegeheim über die Sozialstation bis zum Krankenhaus – könnten einer internen Studie (liegt nicht vor) zufolge 70 Prozent ihres Stroms selbst produzieren
  • weiteres Potenzial liegt im Fuhrpark aller Einrichtungen
  • gemeinnützige Firmen dürfen nur wenig Rücklagen bilden für Klimainvestitionen
  • es droht Aberkennung der Gemeinnützigkeit, wenn z.B. die PV-Anlage auf dem Dach überschüssigen Strom ins Netz einspeist und damit Geld verdient wird

 

Immobilien der Sozialwirtschaft

Nicht alle Bereiche der Wirtschaft und des Lebens werden prominent bzgl. ihres potenziellen Beitrags zur Eindämmung der Klimakrise beleuchtet. Zu erst geht es natürlich um die Energieerzeugende Industrie und die großen Verbraucher wie Chemie-, Stahl-/Alu- oder Glasindustrie; der Verkehrssektor und die Landwirtschaft. Der Gebäudebereich wird meistens nur zwischen öffentlichen (alle pol. Ebenen) und privat-gewerblichen Gebäudearten unterschieden. Gesundheitsgebäude im weitesten Sinne sind natürlich auch „öffentliche“ Gebäude und häufig in gemeinnütziger Trägerschaft. Das wiederum entbindet niemanden von der Pflicht energieeffizient zu wirtschaften. Allerdings stehen dem lt. Medienrecherchen offenbar einige selbstgebaute Hürden im Weg. Unternehmen wie Diakonie und Caritas, Arbeiterwohlfahrt und Rotes Kreuz, Paritätischen Wohlfahrtsverband, Lebenshilfe und Dienste für Menschen u.v. andere haben einen großen Bestand an Immobilien und Mobilien über die sie Einfluss auf das Klima nehmen.

Nachhaltigkeit ins Sozialgesetzbuch

Das Sozialgesetzbuch als Grundlage für das Gesundheitswesen kennt zwar die Begrifflichkeiten „ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich“, wenn es um Leistungen für die Menschen geht. Dass die Rahmenbedingungen wie Gebäude, Abläufe, Lieferketten etc. auch „nachhaltig“ zu organisieren sind, steht da nicht. Das kritisieren die Organisationen, weil es ihnen die Hände bindet: Wer saniert und spart, verliert öffentliche Zuwendungen. Es fehle, so Vertreter der Branche, eine kohärente, politische Strategie. Betreiber bemängeln, dass jeder Zuständigkeitsbereich politisch nur für sich denkt und nicht übergreifend. Vorschläge lägen auf dem Tisch: Ein brancheninterner CO2-Zertifikatehandel ist so eine Idee. Außerdem die Erlaubnis, regenerativ erzeugten Strom gegen Entgelt einzuspeisen und die Erlöse daraus für Reinvestitionen behalten zu können. Oder aber zumindest die durch Sanierungsmaßnahmen eingesparten Energieausgaben zur Investitionsfinanzierung im Unternehmen belassen zu können. Diese Zusammenhänge stärker aufzuzeigen, ist die politische Herausforderung, vor der die Branche steht.

Quelle:

21.11.2022: Bericht Süddeutsche Zeitung „Politik bremst Kliniken und Heime im Kampf gegen Klimawandel“ (SZ+): Link

DGKH veröffentlicht Stellungnahme – Legionellosen und Energiesparmaßnahmen

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Namhafte Expert:innen aus verschiedensten Bereichen der Krankenhaushygiene haben in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) ihre Einschätzungen zum o.g. Thema abgegeben. Prof. Dr. Dr. med. Martin Exner vertritt die DGKH als Präsident. Zudem wird die Stellungnahme von Vertreter:innen des Instituts für Krankenhaus- und Umwelthygiene, Campus Kiel am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, der TU Dresden, Institut für Energietechnik, Professur für Gebäudeenergietechnik und Wärmeversorgung, dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit am Universitätsklinikum Bonn sowie der Präsidentin der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin (GHUP), Umweltbezogener Gesundheitsschutz und Prävention, Klinik der Universität München unterstützt.

Die verschiedenen Hygienefachgesellschaften warnen vor falschen Energiesparmaßnahmen im Kalt- und Warmwasserbereich von Trinkwasserinstallationen. Es werden zudem Empfehlungen zu möglichen Energieeinsparmaßnahmen in der Trinkwasserinstallation gegeben, die mit der fachgerechten Legionellenprävention im Einklang stehen. Für den Fall, dass diese Hinweise nicht beachtet werden, sei mit einer Zunahme von Legionellosen zu rechnen, so die Autor:innen.

Die vollständige Stellungnahmen finden Sie hier.

Sicherheit in sensiblen Bereichen

Wasseraufbereitung in Pflegeeinrichtungen

Wasserqualität in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen

Hygiene und Zuverlässigkeit

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